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Smog, Hepatitis und Durchfall - das sind die größten Risiken für Olympia-Reisende

Wolfgang GeisselVon Wolfgang Geissel Veröffentlicht:
Das moderne Pekinger Olympia-Stadium im Smog - mit diesem Anblick müssen Olympia-Fans rechnen.

Das moderne Pekinger Olympia-Stadium im Smog - mit diesem Anblick müssen Olympia-Fans rechnen.

© Foto: dpa

Am 8. August beginnen in Peking die Olympischen Spiele. Olympia-Reisende sind gut beraten, wenn sie sich auch gesundheitlich auf den Aufenthalt vorbereiten. Die medizinische Versorgung ist in großen Teilen Chinas schwierig.

Etwa 30 000 Olympia-Tickets hat der offizielle Generalagent Dertour in Deutschland verkauft. Trotz der Unruhen in Tibet und der internationalen Proteste gegen die chinesische Regierung wird das Reiseland offenbar nur wenig boykottiert. Doch nicht nur zur Olympiade ist China bei Reisenden beliebt: 558 000 Deutsche besuchten das Land im vergangenen Jahr, wie der Deutsche Reise-Verband berichtet.

Klima und ungewohntes Essen können Europäern den Aufenthalt jedoch erschweren. Hinzu kommen Gesundheitsrisiken etwa durch Luftverschmutzung oder Infektionserreger. "Strapazen dadurch sind nicht zu vermeiden und setzen vor allem Menschen mit schwacher Konstitution zu", sagt Dr. Ulrich Klinsing vom Fachverband Reisemedizin. Der Allgemeinmediziner aus Frankfurt am Main kennt China aus eigener Anschauung. "Die Liste von Beratungsthemen bei China-Reisen ist lang", sagt er. Sie reicht von Thromboserisiken im Flugzeug über spezielle Infekte im Land und Impfungen bis hin zu Maßnahmen bei chronischen Krankheiten. Die wichtigsten Maßnahmen:

  • Thromboseprophylaxe: Je nach Gefährdung lassen sich Reisende einer von drei Risikoklassen zuordnen. Alle (Risikoklasse 1) sollten einengende Kleidung vermeiden, viel trinken (aber kein Alkohol!) sowie oft aufstehen, umherlaufen und Beine und Füße bewegen. Bei Schwangerschaft und bis zwei Monate post partum ist das Thrombose-Risiko weiter erhöht (Risikoklasse 2). Das Gleiche gilt bei mindestens zwei persönlichen Risikofaktoren wie Alter über 40 Jahre, Adipositas, Herzerkrankung, Thrombophilie, größere Varizen, chronisch venöse Insuffizienz sowie orale Kontrazeptiva. Zur Prophylaxe in Risikoklasse 2 werden Stützstrümpfe (Kompressionsklasse 1) empfohlen. "Raten Sie Reisenden, die Strümpfe schon vor dem Flug anzuprobieren", empfiehlt Klinsing. Patienten mit hohem Risiko (Risikoklasse 3), also etwa bei zurückliegender Thromboembolie oder einer schweren Erkrankung, wird zusätzlich niedermolekulares Heparin empfohlen.
  • Die Zeitverschiebung und die deshalb erforderliche Anpassung der Medikation ist ein wichtiges Thema vor allem für Frauen, die die Pille nehmen, und für Diabetiker (Infos: www.diabeteshaus.de, unter "Service" und "Reisetipps"). Der Jetlag tritt bei Flügen von Westen nach Osten meist etwas stärker auf. "Schon eine Woche vor dem Flug kann man sich auf die sechsstündige Zeitverschiebung einstellen", sagt Klinsing. Etwa, indem Reisende abends früher Schlafen gehen. Drei Tage ohne große Anstrengungen am Zielort erleichtern die Eingewöhnung. Sonnenlicht beschleunigt die Anpassung. Von Melatonin und anderen Mitteln gegen Jetlag rät Klinsing ab.
  • Infektionsrisiken: Wichtig ist vor allem die Prophylaxe von Darminfektionen durch Lebensmittel- und Trinkwasserhygiene. Zur Prävention wichtiger Infektionen reichen auf organisierten Reisen mit Hotel-Unterbringung für Erwachsene die Standardimpfungen gegen Tetanus, Diphtherie und Polio sowie eventuell gegen Pertussis aus. Zusätzlich wird für das Land ein Schutz gegen Hepatitis A empfohlen. Klinsing rät außerdem die Impfung gegen Hepatitis B, da China Hochendemieland für die Infektion ist. Chronisch Kranken und über 60-Jährigen sind zudem Impfungen gegen Pneumokokken und Influenza zu empfehlen. Vogelgrippe gibt es bei Menschen zwar weiterhin in China. Infektionsrisiken sind aber minimal und bestehen praktisch nur bei engem Kontakt mit lebendem oder totem Geflügel.
  • Asthma: Stark verschmutzte Luft in Ballungsräumen kann vor allem bei Asthmatikern Anfälle auslösen, warnt Klinsing. Patienten sollten deshalb ihre Notfallmedikation immer dabei haben und regelmäßig den Peak Flow messen, rät Klinsing. Risiken für Exazerbationen lassen sich so früh erkennen.
  • Versicherung: "Absolut erforderlich ist für jede China-Reise eine gute Reisekrankenversicherung", so der Reisemediziner. Dabei sollte geklärt sein, ob es für Notfälle eine rund um die Uhr besetzte telefonische Hotline gibt. Versicherungen sollten zudem medizinische Hilfe vor Ort organisieren und im Bedarfsfall auch den Rücktransport bezahlen, so Klinsing.

Auch Schutz vor Hepatitis-B ist wichtig bei China-Reisen.

Da es kein Sozialabkommen mit China gibt, übernehmen gesetzliche Krankenkassen in Deutschland die Kosten medizinischer Behandlungen in dem Land nicht. Patienten müssen sie direkt in bar bezahlen. "Das kann gerade in Privatkliniken teuer werden", warnt Klinising. Die medizinische Versorgung ist in den Olympia-Städten im Osten wie Peking und Shanghai sehr gut. In der Provinz ist die Versorgung jedoch sehr einfach und in einigen Regionen ist selbst eine medizinische Basisversorgung nicht vorhanden.

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