Zahl der MRSA-Infektionen ist stabil

BERLIN (gvg). Der dynamische Anstieg bei MRSA-resistenten Staphylokokken schwächt sich ab. Vor allem wenn nicht nur die Erreger, sondern die tatsächlichen Infektionen analysiert werden, ergibt sich ein weniger dramatisches Bild als oft gezeichnet.

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Deutschlandweit ist im Mittel einer von 68 Intensivpatienten ein MRSA-Patient. Besonders problematisch sind die Länder Bayern und Hessen.

Deutschlandweit ist im Mittel einer von 68 Intensivpatienten ein MRSA-Patient. Besonders problematisch sind die Länder Bayern und Hessen.

© Foto: Klaro

Aktuelle Daten zu methicillinresistenten Staphylokokken (MRSA) stellte Dr. Christine Geffers vom Hygieneinstitut der Charité Berlin beim 33. Interdisziplinären Fortbildungsforum der Bundesärztekammer vor. Danach lag in Deutschland der Anteil der MRSA an allen Staphylokokken (S. aureus) in Blutkulturen 2007 bei 16 Prozent, nach über 20 Prozent in den Jahren davor. Ähnlich bei postoperativen Wundabstrichen: Hier lag die Quote 2007 bei 20,7 Prozent, im Jahr zuvor noch bei 21,9 Prozent.

Bei der MRSA-Häufigkeit scheine danach eine Stabilisierung einzutreten, die quer durch alle Datenquellen nachweisbar sei, so Geffers. Wenn die tatsächlichen Infektionen in Kliniken analysiert werden, zeigt sich sogar ein Rückgang. So lag die Inzidenzdichte für MRSA-Infektionen auf deutschen Intensivstationen in den Jahren 2006 und 2007 bei 0,3 Infektionen pro 1000 Patiententage. 1997 waren es um die Hälfte mehr.

Der Grund für die divergenten Befunde liegt darin, dass die Häufigkeit aller Staph-aureus-Infektionen auf Intensivstationen stark abgenommen hat. Der Anteil der MRSA-Infektionen ist deswegen angestiegen, auch wenn die absolute Zahl eher rückläufig war.

Grund für eine Entwarnung sind die neuen Daten freilich nicht. Denn sie zeigen nur einen kleinen Ausschnitt der Versorgungsrealität in ausgewählten Kliniken, die in Sachen MRSA sehr engagiert sind. "Das Thema behält seine Relevanz", so Geffers. Derzeit sei deutschlandweit im Mittel einer von 68 Intensivpatienten ein MRSA-Patient. Als besonders problematisch gelten Bayern, Hessen und die neuen Bundesländer - außer Mecklenburg-Vorpommern.

Dass sich niemand zurücklehnen sollte, belegt auch der internationale Vergleich: Während sich die MRSA-Quote in Deutschland "nur" stabilisiert hat, ist sie in Ländern wie Großbritannien oder Frankreich stark gefallen. Kaum Informationen zu MRSA gibt es zudem für den ambulanten Bereich. Die stationären Daten deuten aber zumindest nicht daraufhin, dass bei der kalkulierten ambulanten Antibiotikatherapie kurzfristig resistenzbedingte Veränderungen nötig werden könnten.

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