14 Tote

Ebola-Ausbruch in Uganda

In Uganda sind über ein Dutzend Menschen an den Folgen einer Ebola-Infektion gestorben. Die Region steht unter Quarantäne. Das Problem der Erkrankung: es gibt keine kausale Therapie. Doch die Wissenschaft macht Fortschritte.

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Ebola in Farbe: Eine Epidemie des Filovirus in Uganda hat 14 Menschen das Leben gekostet.

Ebola in Farbe: Eine Epidemie des Filovirus in Uganda hat 14 Menschen das Leben gekostet.

© Cynthia Goldsmith / CDC

KAMPALA (nös). Im Westen Ugandas sind 14 Menschen an den Folgen einer Ebola-Infektion gestorben. Weitere sechs Menschen sind erkrankt, teilte die Weltgesundheitsorganisation WHO am Samstag in Ugandas Hauptstadt Kampala mit.

Der Cluster befindet sich den Angaben zufolge im Distrikt Kibaale im Westen des zentralafrikanischen Landes.

"Untersuchungen haben bestätigt, dass es sich bei den merkwürdigen Krankheitsfällen in Kibaale um hämorrhagisches Fieber, ausgelöst durch Ebola, handelt", teilten die ugandische Regierung und die WHO in einer gemeinsamen Erklärung mit.

Die ersten Erkrankungen sollen bereits Anfang des Monats aufgetreten sein. Allerdings gab es zunächst keine Bestätigung, dass es sich um einen Ebola-Ausbruch handelt.

Noch am Freitag hatte der WHO-Repräsentant für die Region, Dr. Joaquim Saweka, der Nachrichtenagentur "Associated Press" gesagt, man sei sich nicht sicher, dass es die Menschen tatsächlich an Ebola erkrankt sind. Ugandische Regierungsvertreter wiesen die Meldungen gar als Gerücht zurück.

Der Lokalpolitiker Ignatius Besisira des Buyaga East County im Distrikt Kibaale, sagte der britischen Zeitung "The Guardian" am Sonntag, die Menschen hätten zunächst an Hexerei geglaubt.

"Als die Bestätigung kam, dass es sich um Ebola handelt ... flüchteten die Patienten aus dem Krankenhaus in Kagadi", sagte er. In der Klinik waren zuvor einige der Ebola-Patienten gestorben. Besisira: "Selbst die Amtsärzte sind sehr, sehr verängstigt."

Eine Ärztin aus dem öffentlichen Gesundheitsdienst hatte sich ebenfalls infiziert und war schließlich an den Folgen der Erkrankung gestorben.

Letalität bis zu 90 Prozent

Die Regierung in Uganda hat eine nationale Taskforce eingesetzt, die die Epidemie stoppen soll. Infizierte würde im Zentralkrankenhaus von Kibaale behandelt, die Region stehe unter Quarantäne. Experten der WHO unterstützen die Arbeit vor Ort.

Uganda zählt zu den wenigen Regionen, in denen Ebola endemisch ist. Die Viren aus der Familie der Filoviren (Filoviridae) kommen nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) in Berlin vorwiegend in Uganda, an der Elfenbeinküste, im Sudan, Kongo und in Gabun vor.

Erstmals isoliert wurde der enge Verwandte des Marburgvirus‘ im Jahr 1970. Sechs Jahre später verursachte es erstmals eine Epidemie mit schwerem hämorrhagischen Fieber.

Damals erkrankten in Zaire (dem heutigen Kongo) und im Sudan über 500 Menschen - maßgeblich verursacht durch Nosokomialinfektionen wegen der Mehrfachnutzung von unsterilen Spritzen. Die Letalität lag, je nach Subtyp, zwischen 50 und 90 Prozent.

Seitdem kam es vor allem in Zentralafrika immer wieder zu neuen Epidemien, mal kleineren, mal größeren Ausmaßes. Zuletzt war im Juni vergangenen Jahres in Uganda ein zwölfjähriges Mädchen an den Folgen einer Ebola-Infektion gestorben.

Bei zwei Epidemien in den Jahren 2000 und 2007 waren rund 190 Menschen in Uganda gestorben.

Das ursprüngliche Reservoir des Virus ist bislang nicht vollständig aufgeklärt. Vermutet wird, dass Fledermäuse der ursprüngliche Wirt sind. Die Tiere selbst erkranken nicht.

Zum typischen Erkrankungsbild nach einer Inkubationszeit von drei bis 16 Tagen gehören plötzlich auftretendes Fieber, Kopfschmerzen, Myalgien und Übelkeit.

Ab dem fünften Erkrankungstag treten bei einigen Patienten Exantheme auf, relativ häufig entwickeln sich Schleimhautblutungen. Auch die Nieren sind oft betroffen - relativ häufig sind eine Proteinurie und Oligurie.

Erste Erfolge bei neuen Therapien

Labordiagnostisch zeigen sich in den meisten Fällen eine Leukopenie und eine Thrombozytopenie. Der größte Teil der Patienten stirbt schließlich an den Folgen eines kardiopulmonalen Schocks.

Kausale Therapien stehen bislang noch nicht zu Verfügung. Erkrankte werden supportiv und symptomatisch behandelt. Allerdings macht die Wissenschaft seit einiger Zeit Fortschritte bei der Erforschung neuer Therapien.

Vor zwei Jahren war es US-Forschern gelungen, Makaken vor den Folgen einer Ebola-Infektion zu schützen. Dazu hatten sie den Tieren RNA-Schnipsel gegen die Ebola-Polymerase L injiziert. Die Forscher vermuteten damals, dass die Therapie auch beim Menschen wirkt.

Auch bei der Erforschung möglicher Impfstoffe hatten Forscher jüngst erfolgversprechende Ergebnisse publiziert. Wissenschaftler aus Phoenix im US-Bundesstaat Arizona hatten Mäuse mit dem Glykoprotein GP1 von Ebolaviren geimpft.

80 Prozent der Versuchstiere überlebten eine anschließende Injektion der Viren, die ohne die Vakzine zu einer Erkrankung mit tödlich Folgen geführt hätte.

Vor einem Monat hatten schließlich kanadische Wissenschaftler von einer erfolgreichen Therapie mit drei monoklonalen Antikörpern berichtet (Sci Transl Med 2012; 138(4): 138ra81). Auch ihr Angriffspunkt waren die Glykoproteine des Virus.

Sie hatten vier Makaken zunächst mit Ebola infiziert. Nach 24 Stunden verabreichten sie jedem Tier die Antikörper und wiederholten die Gabe am zweiten und am dritten Tag.

Alle vier Tiere überlebten. Den Studienautoren zufolge traten zudem keine ersichtlichen Nebenwirkungen auf.

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