WHO-Report

Erfolge und neue Probleme im Kampf gegen Malaria

Immer weniger Menschen infizieren sich mit Malaria, immer weniger sterben daran. Das ist die positive Nachricht im aktuellen WHO-Bericht. Zunehmende Resistenzen und Seuchen wie Ebola könnten diesen Erfolg allerdings gefährden.

Von Thomas Müller Veröffentlicht:
Malaria ist und bleibt eine der gefährlichsten Krankheiten in Afrika.

Malaria ist und bleibt eine der gefährlichsten Krankheiten in Afrika.

© Michael Pettigrew / fotolia.com

GENF/SCHWEIZ. Malaria ist und bleibt eine der tödlichsten Krankheiten in Afrika: Im Jahr 2013 starben nach Angaben des aktuellen Welt-Malaria-Reports der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 584.000 Menschen an der Infektion, 90 Prozent davon lebten in Afrika, 78 Prozent waren Kinder unter fünf Jahren.

Knapp 200 Millionen Menschen weltweit infizierten sich 2013 mit Plasmodien.

Die gute Nachricht: Malaria trifft und tötet weit weniger Menschen als noch vor 15 Jahren.

So ist seit etwa 2008 ein deutlicher Rückgang bei der absoluten Zahl der Infektionen zu beobachten.

Erkrankten in Afrika südlich der Sahara zwischen 2000 und 2008 noch jährlich 170 bis 180 Millionen Menschen durch die Plasmodien, so waren es nach WHO-Schätzungen im Jahr 2013 noch 128 Millionen.

Das sind 26 Prozent weniger als im Jahr 2000, trotz steigender Bevölkerungszahlen.

Sterberate bei Kindern um zwei Drittel gesenkt

Entsprechend ist auch die Malariaprävalenz deutlich gesunken, vor allem bei Kindern: Die Prävalenz bei Zwei- bis Zehnjährigen hat sich im afrikanischen Malariagürtel fast halbiert - sie fiel von 26 Prozent auf 14 Prozent.

Am deutlichsten sind die Fortschritte in der Region Zentralafrika: Erkrankten im Jahr 2000 noch etwa 40 Prozent der Kinder an Malaria, so waren es 2013 nur noch etwa 15 Prozent.

Im gleichen Zeitraum halbierte sich auch die Gefahr, an Malaria zu sterben. Bei Kindern in Afrika unter fünf Jahren prognostiziert die WHO für dieses Jahr sogar eine um zwei Drittel geringere Sterberate als im Jahr 2000.

Damit werden wohl zwei wichtige im Jahr 2000 gesetzte Millenniumsziele erreicht: Ein Trend zur Umkehr bei der globalen Prävalenz hat längst stattgefunden, und 55 der 97 Länder mit Malaria melden bereits jetzt den angestrebten Rückgang um 75 Prozent bei der Inzidenz und der Sterberate.

Global betrachtet ist die Malariainzidenz in sämtlichen Risikogebieten von 12 Prozent auf 9 Prozent gesunken.

Bezogen auf die Zahlen vom Jahr 2000 konnten seither weltweit 625 Millionen Malaria-Erkrankungen und 4,3 Millionen Sterbefälle verhindert werden, schätzt die WHO.

Nach den Daten des aktuellen Reports scheinen sich also die knapp drei Milliarden Dollar auszuzahlen, die global für Programme zur Eindämmung von Malaria pro Jahr ausgegeben werden.

Die WHO nennt vor allem zwei Punkte, die zum Rückgang der Infektion beigetragen haben: Zum einen verfügt jetzt etwa die Hälfte der Bevölkerung in den besonders betroffenen Gebieten über Insektizid-beschichtete Moskitonetze - 2004 waren es gerade einmal 3 Prozent.

Zum anderen werden derzeit 70 Prozent der diagnostizierten Malariapatienten mit Arteminisin-basierten Kombitherapien (ACT) behandelt.

Die meisten Kinder werden noch nicht behandelt

Allerdings ist die Zahl der nicht erkannten und nicht behandelten Malariafälle noch immer sehr groß, vor allem unter Kindern.

Die WHO geht davon aus, dass erst ein Viertel der Kinder mit Malaria überhaupt eine ACT erhält.

Noch unbefriedigend sind auch Verbreitung und Akzeptanz der intermittierenden präventiven Therapie (IPTp) bei Schwangeren.

Die Prophylaxe mit Sulfadoxin-Pyrimethamin und Amodiaquin wird in 37 Malarialändern angewandt und soll Frauen vor einer Ansteckung und einem Krankheitsausbruch in der Schwangerschaft schützen.

Im Jahr 2013 bekamen erst 57 Prozent der Schwangeren in den Ländern mit IPTp eine solche Prophylaxe, die meisten jedoch nur eine einzige Dosis. Lediglich 17 Prozent erhielten alle drei empfohlenen Dosen.

Resistenzen sind ein Problem

Schwierigkeiten bei der Malariabekämpfung bereiten auch die zunehmende Insektizidresistenz der Überträger sowie eine verstärkte Resistenz von Plasmodien gegen die ACT.

Auch reichen nach Angaben der WHO die finanziellen Mittel im Kampf gegen die Tropenkrankheit bei Weitem nicht aus.

Statt drei Milliarden Dollar seien jährlich fünf Milliarden nötig, um die Millenniumsziele zu erreichen. Immerhin sind die Mittel seit 2005 im Schnitt pro Jahr um etwa ein Viertel gestiegen.

Das meiste Geld kommt aus dem Ausland. Die Länder im Malariagürtel tragen selbst nur etwa ein Fünftel der Kosten und haben in den vergangenen Jahren ihre Etats nicht nennenswert erhöht, heißt in dem Bericht.

Immerhin wurde im Jahr 2013 ein weiterer Meilenstein erreicht: Erstmals überstieg die Zahl der Malariatests die Zahl der Behandlungen.

Wurde früher oft auf bloßen Verdacht hin therapiert, schaut man heute genauer, ob tatsächlich eine Malaria vorliegt. Dies könnte die Resistenzsituation etwas entspannen.

Ebola bedroht den Erfolg

Dagegen scheint die Ebola-Epidemie im Westen Afrikas dort sämtliche Anstrengungen gegen Malaria zunichte zu machen.

"Ebola hatte verheerende Auswirkungen auf die grundlegende medizinische Versorgung in den am schwersten betroffenen Ländern", macht WHO-Direktorin Dr. Margaret Chan in einem Vorwort zum Malariareport deutlich.

"In Guinea, Liberia und Sierra Leone bedroht der Zusammenbruch der Gesundheitssysteme die bisherigen Erfolge."

Chan sieht in der Ebola-Epidemie aber auch eine Chance: Sie sei ein Weckruf für Regierungen und die internationale Gemeinschaft, bessere Strukturen zur Gesundheitsversorgung in Entwicklungsländern aufzubauen.

Diese könnten dann auch die Malariabekämpfung voranbringen.

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