Erfolg im Tierversuch

Bremse für Ebola-Virus in Aussicht

Lässt sich die Ebola-Infektion durch Blockade bestimmter Calcium-Kanäle der Zellwand stoppen? Erste Versuche eines deutsch-amerikanischen Forscherteams sind jedenfalls vielversprechend.

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MÜNCHEN. Wie sich das Ebola-Virus seinen Weg in den Körper bahnt und anschließend den Stoffwechsel der Wirtszellen ausnutzt, um neue Viruspartikel zu bauen, ist nicht in allen Teilen bekannt, teilt die LMU München mit.

Jetzt ist es einem deutsch-amerikanischen Forscherteam gelungen, dem Bild ein weiteres entscheidendes Detail hinzuzufügen - und damit einen weiteren Ansatz für eine mögliche Therapie aufzuzeigen (Science 2015; 347(6225) 995-998).

Die Erreger docken zunächst an bestimmte Rezeptoren an der Oberfläche vor allem von Makrophagen, Fresszellen des Immunsystems, an, heißt es in der Mitteilung.

Das löst eine Kette von Ereignissen aus: Die Zellen umschließen die Viren mit Ausstülpungen und fangen sie so in Vesikeln ein, die wiederum mit anderen Vesikeln, sogenannten Lysosomen, verschmelzen.

Viren bleiben stecken

Bei dieser Fusion spielen bestimmte Ionenkanäle in den Membranen der Vesikel, sogenannte Two Pore Channels (TPCs), eine wichtige Rolle. Diese Kanäle, so hätten die Forscher jetzt herausgefunden, seien für den Infektionszyklus der Viren unerlässlich.

Sie liefern das für den Infektionsweg nötige Calcium-Ionen-Signal. Sind sie blockiert oder defekt, bleiben die Viren in den Vesikeln stecken und der Infektionszyklus wird wirkungsvoll unterbrochen.

Als besonders effektiv erwies sich, so die LMU München, der Wirkstoff Tetrandrin, ein pflanzliches Alkaloid, das seit Langem in der traditionellen fernöstlichen Medizin Verwendung findet.

Tetrandrin verhindert die Infektion von Makrophagen mit Ebola-Viren und zeigt auch therapeutische Wirkung bei Mäusen, bei gleichzeitig vergleichsweise geringer Toxizität.

Das hätten die US-Forscher in Infektionsversuchen in ihren Hochsicherheitslabors in San Antonio nachgewiesen. Die Münchner, Spezialisten für Ionenkanäle, haben die Eigenschaften der TPCs und die Interaktion der Kanäle mit Tetrandrin in den Vesikeln direkt analysiert.

Von entscheidender Bedeutung waren von den Münchnern hergestellte genetische Mausmodelle, denen TPCs fehlen.

Angriff über Umwege

Teile der Forschungsarbeiten fanden im Rahmen des Exzellenz-Clusters Center for integrated Protein Science Munich (CiPSM) und des Transregio-Sonderforschungsbereiches 152 "Steuerung der Körper-Homöostase durch TRP-Kanal-Module" statt.

An den TPCs anzusetzen, um das Virus zu bekämpfen, könnte aus Professor Martin Biels Sicht eine vielversprechende pharmakologische Strategie sein.

"Wir töten nicht das Virus ab, sondern verhindern, dass es infektiös wird", wird der LMU-Forscher in der Mitteilung zitiert. "Wir greifen es also nicht direkt an, sondern gleichsam auf einem Umweg."

Das verringere die Gefahr, dass die hohe Variabilität der Viren eine therapeutisch eingesetzte Substanz schnell unwirksam werden lasse.

Die Münchner Wissenschaftler wollen den Wirkstoff pharmazeutisch-chemisch weiterentwickeln und in seiner Wirkung auf die Ionenkanäle noch besser anpassen. (eb)

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