Schlafkrankheit

Neuer Ansatz im Kampf gegen Trypanomiasis

Mitochondrien bieten einen Angriffspunkt für die Bekämpfung der durch Trypanosomen hervorgerufenen Schlafkrankheit.

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BERN. Mitochondrien sind die Energielieferanten einer Zelle. Dazu brauchen sie Protein-Bausteine, die von außen in die Zelle transportiert werden.

Die dafür notwendigen "Protein-Import-Maschinen" haben sich über Milliarden Jahre bei Einzellern und menschlichen Zellen– anders als bisher angenommen – unterschiedlich entwickelt, wie Wissenschaftler um Professor André Schneider vom Departement für Chemie und Biochemie der Universität Bern herausgefunden haben (Nat. Comm. 2016; online 19. Dezember). Dies eröffne neue Möglichkeiten für die Therapie bei Afrikanischer Trypanomiasis.

Wichtig für das Überleben

Zwar sind die Protein-Import-Maschinen sowohl bei Trypanosomen als auch beim Menschen aus etwa 15 verschiedenen Proteinen aufgebaut, allerdings weisen die Bestandteile bis auf drei Proteine keinerlei Ähnlichkeit miteinander auf, wie die Wissenschaftler herausgefunden haben.

Diese Tatsache biete einen Ansatzpunkt für die Therapie der Schlafkrankheit, die ja durch eine Infektion mit Trypanosomen ausgelöst werden kann: "Das neuentdeckte Proteinimportsystem ist für das Überleben der Trypanosomen absolut notwendig.

Da es ganz anders aufgebaut ist als das System in menschlichen Mitochondrien, könnte es sich als Zielstruktur für eine Chemotherapie gegen die Schlafkrankheit eignen" wird Schneider in der Mitteilung zitiert.

Benzin- versus Elektromotor

Nach Ansicht von Schneider sollte es daher möglich sein, Substanzen zu finden, die das überlebenswichtige Transportsystem der Trypanosomen hemmen, ohne das der menschlichen Mitochondrien zu beeinflussen.

"Die Situation ist in etwa vergleichbar mit dem Benzin- und dem Elektromotor, die beide im Prinzip dieselbe Funktion haben, aber unabhängig voneinander erfunden wurden und deshalb völlig anders aufgebaut sind." (eb)

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