Geschlechtsspezifische Medizin
Testosteron beeinflusst Wirksamkeit von Antiphlogistika
JENA. Forscher haben die geschlechtsspezifischen Wirkungen von Entzündungshemmern aufgedeckt, berichtet die Uni Jena. Sie konnten zeigen, wie Testosteron in die Biosynthese von Entzündungssubstanzen eingreift und darüber hinaus die Wirksamkeit von Antiphlogistika vermindert (J Clin Invest 2017; online 24. Juli und Sci Rep 2017, Jun 19; 7:3759). Dazu haben die Forscher in Tiermodellen und an Immunzellen aus dem Blut von männlichen und weiblichen Versuchspersonen, Entzündungsprozesse detailliert analysiert und verglichen. Erwartungsgemäß war die Wirkung der untersuchten Substanzen in den weiblichen Zellproben deutlich größer als in den männlichen – schließlich ist bei ihnen das Entzündungsgeschehen insgesamt deutlich ausgeprägter. "Diese Unterschiede lassen sich aber durch die Gabe von Testosteron komplett ausgleichen", so Erstautorin Dr. Simona Pace in der Mitteilung. Dass Testosteron vor Entzündungserkrankungen schützen kann, haben Studien bereits früher belegt. Jetzt konnten die Forscher den molekularen Wirkmechanismus aufklären und zeigen, dass dies auch die therapeutische Wirkung von Arzneistoffen beeinflusst
Die Forscher zeigten zum einen, dass das Sexualhormon unmittelbar in die Biosynthese der Leukotriene eingreift, indem es die Wechselwirkung der dafür notwendigen Proteine 5-Lipoxygenase und FLAP blockiert. Zum anderen konnten sie nachweisen, dass durch die verminderte Leukotriensynthese vermehrt Prostaglandine entstehen, die ihrerseits die ihrerseits das Entzündungsgeschehen fördern. Dem Testosteron komme damit eine Schlüsselrolle bei der Entstehung von Entzündungen und der Modulation der Immunantwort zu.
Damit liefern die Forscher einmal mehr konkrete Anhaltspunkte für die Notwendigkeit einer geschlechtsspezifischen Medizin. "Entzündungshemmende Wirkstoffe, die für Frauen geeignet wären, zeigen bei Männern unter Umständen nur eine geringe Wirkung und umgekehrt",wird Professor Oliver Werz von der Uni Jena zitiert. (eb)