Forschung

"Getarnte" Membranbausteine optimieren die Antibiose

Veröffentlicht:

FRANKFURT / MAIN. Ein Strukturanalogon von Membranbausteinen macht Antibiotika wirksamer, zum Beispiel gegen Tuberkulose. Das haben Forscher um Professor Stephan Sieber von der TU München herausgefunden (Angew Chem 2017, online 5. Dezember). Das Analogon hemme die Mykomembran-Bildung der Erreger und töte Mykobakterien. Das sei vor allem in der Behandlung von Patienten mit Tuberkulose von Wert. Denn die Membran der Erreger sei nur wenig durchlässig und schränke die Wirksamkeit vieler Pharmaka ein, teilt die Gesellschaft Deutscher Chemiker mit.

Bei der Mykomembran des Tuberkulose-Erregers, Mycobacterium tuberculosis, seien entscheidende Bausteine Mykolsäuren. Die Forscher vermuteten, dass Verbindungen, die sich als Mykolsäure "tarnen", ebenfalls an Enzyme der Biosynthese binden und sie blockieren könnten. Das ist die Wirkungsweise der Verbindung "EZ120" – diese hemmt die Biosynthese der Mykomembran und tötet Mykobakterien ab, heißt es.

Den Wissenschaftlern zufolge wirkt EZ120 bereits in geringer Dosis, dringt gut in Tuberkulosezellen ein und hat nur eine geringe Toxizität gegenüber humanen Zellen. Eine gemeinsame Verabreichung mit dem bereits zugelassenen Antibiotikum Vancomycin steigere die Wirksamkeit beider Einzelsubstanzen erheblich. So sei EZ120 in Kombination mit Vancomycin etwa 100-mal wirksamer – vermutlich weil es durch die Schwächung der Mykomembran leichter in die Bakterien eindringen kann, so die Forscher. (mmr)

Mehr zum Thema

„ÄrzteTag“-Podcast

Was steckt hinter dem Alice-im-Wunderland-Syndrom, Dr. Jürgens?

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken

Gesundheitsminister Lauterbach hat angekündigt, den Entwurf für die Klinikreform am 8. Mai im Kabinett beraten lassen zu wollen. 

© picture alliance / Geisler-Fotopress

Großes Reformpuzzle

So will Lauterbach den Krankenhaus-Sektor umbauen