Neue Wirkstoffe gegen Bakterien

Naturstoffe gegen MRSA aus dem Chemie-Baukasten

Antibakterielle Moleküle, die nach dem Vorbild von Naturstoffen im Labor synthetisiert werden, zeigen in Analysen eine gute Wirkung gegen MRSA-Keime.

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INNSBRUCK. Seit der Entdeckung von Penicillin haben Antibiotika die Therapie bei bakteriellen Erkrankungen revolutioniert. Doch diese medizinischen Waffen könnten aufgrund zunehmender Resistenzen bald stumpf werden, erinnert die Universität Innsbruck. Die Wissenschaft ist deshalb schon seit Jahren auf der Suche nach neuen Wirkstoffen.

Thomas Magauer vom Institut für Organische Chemie der Universität Innsbruck orientiert sich dabei an Naturstoffen, für die es bereits Hinweise auf eine mögliche Wirkung gegen Bakterien gibt. Diese Moleküle setzt er im Labor neu zusammen und optimiert ihre Wirkung durch künstliche Anpassungen. In einer aktuellen Studie präsentiert Magauers Arbeitsgruppe nun einen modularen Ansatz zur chemischen Synthese einer ganzen Gruppe von Naturstoffen, denen antibakterielle, antivirale Eigenschaften sowie eine krebshemmende Wirkung nachgesagt wird (Nature Communications 8: 2083).

Bisher wurden diese Stoffe aus Pilzen oder Meerespflanzen extrahiert. Dabei können allerdings oft nicht die notwendigen Mengen gewonnen werden. Mit dem neuartigen chemischen Baukasten der Innsbrucker Wissenschaftler lassen sich sechs dieser Naturstoffe sowie 15 davon abgeleitete künstliche Moleküle in wenigen Schritten erzeugen, heißt es in der Uni-Mitteilung. Trotz ihrer Ähnlichkeit gab es bisher nur einzelne Versuche, diese Naturstoffe zu synthetisieren und zu untersuchen.

"Mit dem neuen Ansatz steht nun ein Werkzeug zur Verfügung, um diese faszinierende Familie von Naturstoffen genauer zu untersuchen", wird Magauer, der seit August dieses Jahres eine Professur für Organische Chemie an der Universität Innsbruck innehat, in der Mitteilung zitiert.

Gemeinsam mit der Forschungsgruppe um Mark Brönstrup am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig untersuchten die Forscher auch die biologische Wirkung der Moleküle. Für einige der untersuchten Moleküle wiesen sie bei grampositiven Bakterien eine sehr gute biologische Aktivität nach. Zwei dieser Moleküle, Strongylin A und ein vollsynthetisches Derivat, hätten sogar eine bedeutende antibiotische Wirkung gegen MRSA gezeigt, so die UWissenschaftler.

Diese multiresistenten Keime aus der Gruppe der Staphylokokken verursachen heute in Kliniken und Pflegeeinrichtungen viele Infektionen, erinnert die Universität. Inzwischen treten MRSA-Varianten auch in der normalen Umgebung auf. "Durch gezielte Modifikationen an den künstlich erzeugten Molekülen soll deren Wirkung noch weiter verstärkt werden", blickt Magauer bereits in die Zukunft. "Wir wollen auch Wege finden, um gramnegative Bakterien zu bekämpfen." Finanziell unterstützt wird er dabei vom Europäischen Forschungsrat ERC und der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG.(eb)

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