Südindien

Risiko einer Infektion mit den Nipah-Virus für Touristen gering

Um Infektionen mit dem Nipah-Virus zu vermeiden, sollten Indien-Reisende auf Baumfrüchte verzichten.

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DÜSSELDORF. Seit Mitte Mai sind in Südindien erstmals Infektionen mit dem Nipah Virus (NiV) aufgetreten. Die Infektion erfolgt überwiegend über Baumfrüchte und daraus hergestellten Säften. Touristen in Indien sollten daher auf rohe Fruchtsäfte und ungewaschene, angebissene Baumfrüchte vollständig verzichten, rät das CRM Centrum für Reisemedizin in einer Mitteilung. Das CRM schätzt das Risiko einer Infektion mit dem NiV für Reisende aber derzeit als gering ein.

Der zu den Henipaviren aus der Familie der Paramyxoviridae gehörende Erreger Nipah gilt am Golf von Bengalen als endemisch. Seit 1998 gab es mehrere Nipah-Ausbrüche in Malaysia, Singapur und im indischen Bundesstaat Westbengalen.

Der aktuelle Ausbruch ist der erste in Südindien. Natürlicher Wirt des NiV in Indien sind fruchtfressende Fledermäuse. "Die Infektion erfolgt vorwiegend oral über Baumfrüchte oder daraus hergestellten Säften, die mit Ausscheidungen derartiger Pteropus-Fledermäuse, auch Flughunde genannt, kontaminiert sind," wird der wissenschaftliche Leiter des CRM Professor Tomas Jelinek in der Mitteilung zitiert.

Ungewaschene Früchte meiden

"Wir raten Reisenden daher, rohe Säfte wie Dattelpalmensaft und Baumfrüchte, die ungewaschen und angebissen sind, generell zu vermeiden. Die Gefahr einer Infektion ist dann äußerst gering." Touristen sollten sich vor Abflug zusätzlich aktuelle reisemedizinische Informationen einholen, wie bei sonstigen Reisen auch.

Im begrenztem Umfang könne das NiV auch von Mensch zu Mensch übertragen werden, heißt es weiter in der Mitteilung. "Dies kommt in der Regel aber nur bei engem persönlichen Kontakt vor, also unter Angehörigen und weiteren Menschen, die in einem Haushalt zusammenleben. Die Übertragung erfolgt wahrscheinlich durch den engen Kontakt mit Sekreten und Ausscheidungen von Erkrankten", so Jelinek.

Das NiV hat seinen Namen von Nipah in Malaysia, wo 1998 der erste Ausbruch der Erkrankung beschrieben worden ist. Von diesem waren Haustiere und Menschen betroffen: Schweine waren infiziert, mit denen die ersten erkrankten Menschen, Schweinehalter, Kontakt hatten. "Neben der Übertragung durch Fledermäuse in Indien kommen also auch Haustiere wie Schweine als Überträger in Betracht, was in Malaysia der Fall war, für Indien aber bislang nicht berichtet wurde", so Jelinek.

Die Nipah-Krankheit führt zu grippeähnlichen Symptomen mit hohem Fieber, Muskel-, Kopf- und Halsschmerz sowie Erbrechen. Bei schwerem Verlauf kann es zu Enzephalitis kommen, ebenso zu akuten Atemwegserkrankungen oder atypischen Pneumonien. Derzeit gibt es keine Impfstoffe oder spezifischen Arzneien gegen die Nipah-Krankheit, nur eine unterstützende Behandlung, so das CRM. (eb)

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