Leberversagen

Fulminante Hepatitis durch gestörte Blutversorgung

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MÜNCHEN. Eine Infektion mit Hepatitis-Viren kann im schlechtesten Fall zum Leberversagen führen. Ein Team der TUM fand den Grund: Immunzellen greifen Zellen des Blutgefäßsystems an und stören so die Blut- und Nährstoffversorgung des Organs (Nature Communications 2018; online 15. November). Erst das ruft die massiven Schäden hervor, die zum Leberversagen führen, teilt die TUM mit.

 In der Leber gibt es wichtige Zellen, die sinusoidale Leberendothelzellen, kurz LSECs. Sie sind die Verbindung der Leberzellen zum Blutgefäßsystem und regeln den Austausch von Nährstoffen und Sauerstoff mit dem Blut. Sie haben zudem die Fähigkeiten, kleine Teile von Viren auf ihrer Außenseite zu präsentieren, ähnlich wie Zellen des Immunsystems.

Die Forscher beobachteten, dass die T-Killerzellen diese Virenstücke spezifisch erkannten. Sie hielten LSECs für infizierte Leberzellen und töteten sie. Dafür nutzten sie Proteine, die sich in die Zellmembran der Zielzelle einbauen und eine Pore bilden. Diese sogenannten Perforine durchlöchern die Membran und zerstören die Zelle.

 „Wir haben beobachtetet, dass das Abtöten der LSECs durch die Immunzellen massive Auswirkungen auf das Lebergewebe hat. Der Blutfluss in der Leber ist massiv gestört und das führt dazu, dass sehr viele – auch nicht-infizierte – Leberzellen sterben. Die Auswirkung dieser Immunantwort ist sehr viel dramatischer als der Angriff auf die eigentlich infizierten Leberzellen.“, erklärt Dr. Dirk Wohlleber, Forschungsgruppenleiter an der TUM. Möglich war diese Erkenntnis nur, weil die Wissenschaftler ein neues Mausmodell entwickelten, dass ausschließlich diesen fulminanten Verlauf der Virushepatitis nachbildet.

 „Erst jetzt, wo wir den eigentlichen zerstörerischen Mechanismus bei einer akuten Hepatitis kennen, können wir auch bei der Hepatitis-Therapie in neue Richtungen denken und diesen Prozess gezielt angreifen.“, so Percy Knolle, Professor für Molekulare Immunologie an der TUM. Die Forscher zeigten im Mausmodell, dass ein neuer Wirkstoff eine fulminante Hepatitis verhindert.

Der Perforin-Inhibitor verhindert die Porenbildung durch Killer-T-Zellen und hemmt damit auch den Angriff auf LSECs. Die Mäuse konnten durch den Einsatz des Wirkstoffs vor einer fulminanten Hepatitis bewahrt werden, weil die Blutversorgung der Leberzellen intakt blieb. (eb)

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