Klebsiella oxytoca-Typ

Resistente Keime aus der Waschmaschine

Auch über die Waschmaschine können resistente Bakterien auf den Menschen übertragen werden, wie Bonner Wissenschaftler nun herausgefunden haben. Die Forscher geben auch Tipps, wie sich das vermeiden lässt.

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Keimschleuder? Forscher fanden resistente Keime in Waschmaschinen.

Keimschleuder? Forscher fanden resistente Keime in Waschmaschinen.

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BONN. Antibiotika-resistente Erreger können über Waschmaschinen verbreitet werden. Das haben Hygieniker der Universität Bonn für ein Kinderkrankenhaus nachgewiesen, in dem mehrfach ein Klebsiella oxytoca-Typ auf Neugeborene übertragen wurde (Appl Environ Microbiol 2019; online 27. September). Quelle war eine handelsübliche Waschmaschine, in der Kleidungsstücke der Neugeborenen gewaschen wurden.

Auf der Neugeborenen-Station eines Kinderkrankenhauses in Deutschland wurde bei routinemäßigen Hygiene-Screenings vermehrt Antibiotika-resistente Klebsiella oxytoca festgestellt, berichtet die Universität Bonn. Das Bakterium kann bekanntlich zu Magen-Darm- und Atemwegsinfektionen sowie im schlimmsten Fall zur Sepsis führen.

Nachdem immer wieder Neugeborene mit dem Keim besiedelt und intensive Hygieneinterventionsmaßnahmen erfolglos waren, zog das Krankenhaus das Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit (IHPH) des Universitätsklinikums Bonn hinzu.

„Glücklicherweise war es zu keinen gefährlichen Infektionen bei den Babys gekommen“, wird Dr. Daniel Exner, Hygienebeauftragter Arzt der Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie des Uniklinikums Bonn, in der Mitteilung der Uni zitiert.

Einzigartiger Erreger

Um der Quelle und möglichen Verbreitungswegen auf die Spur zu kommen, wurden mehrfach Umgebungsproben im Patienten- und Personalbereich und vermuteten Risikoorten mit den Proben der Neugeborenen verglichen.

„Dieser Klebsiella oxytoca-Typ war so einzigartig, dass er bisher in dieser Form noch nicht in der Datenbank des Nationalen Referenzzentrums für Gramnegative Krankenhauserreger erfasst war“, sagt Dr. Dr. Ricarda Schmithausen, Leiterin des One Health-Fachbereiches am IHPH.

Diese Besonderheit war ein Vorteil, weil sich dadurch der Verbreitungsweg eindeutig nachvollziehen ließ. Weder die Eltern noch das Pflegepersonal hatten die Bakterien übertragen.

Keime über Kleidung übertragen

Teilnehmer gesucht!

  • Die Forscher des Instituts für Hygiene und Öffentliche Gesundheit der Uni Bonn suchen noch Teilnehmer für ihre Studie zur Übertragung von antibiotika-resistenten Keimen über Waschmaschinen.
  • Teilnehmen können Haushalte mit Personen, die zuvor aufgrund einer Besiedelung mit multiresistenten Erregern stationär isoliert wurden.
  • Interessierte können sich an Dr. Daniel Exner wenden: E-Mail: daniel.exner@ukbonn.de

„Der Klebsiella oxytoca-Typ war eindeutig im Spülfach und am Türgummi einer Waschmaschine im Keller nachzuweisen, mit der die handgestrickten Söckchen und Mützchen der Babys auf der Station gewaschen wurden“, sagt Professor Martin Exner, Direktor des Instituts für Hygiene und Öffentliche Gesundheit der Universitätskliniken Bonn. Über die Kleidung wurden die Keime auf die Neugeborenen übertragen.

Nachdem die Waschmaschine entfernt wurde, wurden auch keine weiteren Besiedelungen der Frühchen nachgewiesen. „Das zeigt eindeutig, dass wir die Klebsiella-Quelle gefunden haben“, fasst Schmithausen das Ergebnis zusammen. „Es handelt sich um einen Sonderfall.“

Normalerweise sind in Krankenhäusern ja spezielle Waschmaschinen und Waschverfahren im Einsatz, die bei hohen Temperaturen und mit Desinfektionsmitteln waschen, oder ausgewiesene Wäschereien bereiten die Wäsche extern auf.

Auf der Frühgeborenen-Station handelte es sich bei dem etwas länger zurückliegenden Fall dagegen um eine handelsübliche Waschmaschine. „Wir haben uns entschieden, diesen Fall aufzuarbeiten, um auf mögliche Probleme mit resistenten Bakterien, die nun auch weiter in das häusliche Umfeld vordringen, aufmerksam zu machen“, sagt Schmithausen.

Über 60 Grad waschen!

In Studien wurde bereits beschrieben, dass sich antibiotika-resistente Bakterien in Waschmaschinen einnisten können. „Wir haben jedoch erstmals nachgewiesen, dass es durch eine Waschmaschine auch zur Übertragung von antibiotika-resistenten Keimen auf den Menschen kommen kann“, berichtet Martin Exner.

Dieses Resultat habe unter anderem auch Konsequenzen für den häuslichen Bereich. Denn aus Umweltschutzgründen gehe bei üblichen Haushaltsmaschinen der Trend zu niedrigeren Temperaturen deutlich unter 60 Grad.

Sofern jedoch pflegebedürftige, Menschen mit offenen Wunden oder Blasenkathetern oder auch Patienten mit eiternden Verletzungen oder Infektionen im Haushalt lebten, sollte die Wäsche bei höheren Temperaturen – etwa 60 Grad – gewaschen werden, um die Übertragung von gefährlichen Keimen zu vermeiden, betont die Universität Bonn in der Mitteilung.

In den Augen der Hygieniker ist dies eine wachsende Herausforderung, da die Zahl der in Familien versorgten Pflegebedürftigen ständig zunimmt.

In einer weiteren Studie wollen die Forscher nun den Verbreitungsweg genauer untersuchen. (eb)

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