CRS

Wann Antibiotika sinnvoll sind

Antibiotika bei chronischer Rhinosinusitis einzusetzen ist umstritten - verschrieben werden sie trotzdem häufig. Wann sie wirklich angebracht sind und wie dabei vorzugehen ist, haben zwei US-Spezialisten untersucht.

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Der Sinus tut weh.

Der Sinus tut weh.

© aceshot / fotolia.com

ALBANY. Rund 90 Prozent der HNO-Ärzte verordnen ihren Patienten mit chronischen Rhinosinusitis (CRS) Antibiotika, wie die HNO-Ärzte Robert Adelson und Nithin Adappa berichten.

Auf Studien mit hohem Evidenzgrad kann diese Praxis sich allerdings nicht berufen. Adelson und Adappa haben deshalb in einem Übersichtsartikel zusammengetragen, was als gesicherte Erkenntnis in der antibiotischen CRS-Therapie gelten kann (Curr Op Otolaryngol Head Neck Surg 2013; 21(1): 61).

Tunlichst unterbleiben sollte eine empirische Antibiotikagabe bei bloßem Verdacht auf CRS - das ist keine neue Einsicht, aber weiterhin ein verbreitetes Vorgehen. Die Diagnose sollte endoskopisch oder radiologisch gesichert sein, die Therapie möglichst zielgenau erfolgen.

Am ehesten sind Antibiotika sinnvoll, wenn es sich um die endoskopisch diagnostizierte purulente Exazerbation einer CRS handelt, wobei es sich empfiehlt, Kulturen anzulegen.

Ein besonderes Augenmerk Adelsons und Adappas gilt den Makroliden. Neben ihren antimikrobiellen Eigenschaften, die sich auch gegen die Bildung von Biofilmen richten, wirken sie immunmodulierend und antientzündlich. Zudem verbessern sie den Sekretfluss.

Tiefer Glaube an Antibiotika

Das alles macht sie interessant für eine längerfristig angelegte Low-Dose-Therapie, vor allem, wenn die Patienten niedrige IgE-Spiegel aufweisen. Vollständig beseitigen konnten sie die CRS-Symptome in Studien freilich auch nicht.

Handelt es sich um eine maxilläre CRS, die sich allen Therapieversuchen widersetzt, sollte eine odontogene Ursache der Beschwerden abgeklärt werden. In einer Studie mit Patienten, die wegen einer maxillären CRS endoskopisch operiert wurden, war in einem Viertel der Fälle ein Herd im Zahnbereich als Auslöser zu identifizieren.

Konventionelle Röntgenaufnahmen der Zähne sind dabei wenig hilfreich, die Sensitivität erreicht laut Adelson und Adappa nur 14 Prozent. Die Computertomografie ist hier eindeutig überlegen.

"Die Rolle von Antibiotika in der CRS-Therapie ist strittig, und dies wird sich in absehbarer Zeit nicht ändern", resümieren die beiden HNO-Ärzte. Das liege auch daran, dass Doppelblindstudien mit CRS-Patienten kaum unternommen würden.

"Im Allgemeinen verweigern sich sowohl Patienten wie Ärzte einer Versuchsanordnung, die einen Placeboarm vorsieht", schreiben Adelson und Adappa. Der tief verwurzelte Glaube an die Wirksamkeit der oralen antibiotischen Behandlung trage dazu bei. (rb)

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