Ebola

Medikamente werden an Patienten in Afrika getestet

Nicht zugelassene Ebola-Medikamente sollen an Patienten in Guinea erprobt werden. Die freiwilligen klinischen Tests würden Anfang Dezember in drei Ebola-Stationen des westafrikanischen Landes beginnen, kündigte die Organisation "Ärzte ohne Grenzen" in Genf an. Unterdessen schickt Deutschland weitere Helfer in die Krisenregion.

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GENF. Erste Ergebnisse sollen bis spätestens März kommenden Jahres vorliegen. Getestet werden zwei verschiedene Wirkstoffe (Brincidofovir und Favipiravir) sowie die Antikörper-Behandlung mit Blut und Plasma von genesenen Patienten.

Es bestehe die Hoffnung, die Überlebensrate innerhalb von 14 Tagen deutlich erhöhen zu können, sagte die Ebola-Koordinatorin von MSF, Annick Antierens. An den Tests sind internationale Forschungsinstitutionen sowie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) beteiligt.

Wenn die Versuche erfolgreich verlaufen, werde das betreffende Medikament ohne Unterbrechung auch anderen Patienten an anderen Orten verabreicht, sagte Antierens. Es seien Medikamente ausgewählt worden, die in ausreichenden Mengen zur Verfügung stünden. Antierens lobte die unbürokratische Zusammenarbeit unterschiedlichster Akteure, um die Tests möglich zu machen.

Das in Japan entwickelte Favipiravir wurde bereits Menschen verabreicht, um das Grippevirus zu bekämpfen. Für den Einsatz gegen Ebola soll die Dosis erhöht werden. Brincidofivir, das aus den USA stammt, wurde bereits einzelnen Ebola-Patienten verabreicht.

Plasma-Behandlung gilt als besonders aussichtsreich

In Guineas Hauptstadt Conakry wird zeitgleich die Behandlung mit Blut und Plasma genesener Ebola-Patienten erprobt. Wegen der im Blut enthaltenen Antikörper gilt diese Behandlung als besonders aussichtsreich. Allerdings sind dafür Spezialgeräte und eigens geschultes Personal nötig.

An den Tests sollen jeweils rund einhundert Infizierte teilnehmen. Besonders wichtig sei dabei die Unterstützung für die Versuche durch die Menschen in den von Ebola betroffenen Gebieten. Vielerorts wird internationalen Helfern in Westafrika noch Misstrauen entgegengebracht.

In örtlichen Medien wurde mehrfach der Vorwurf erhoben, Pharmakonzerne würden Ebola-Opfer als billige "Versuchskaninchen" missbrauchen.

DRK und Bundeswehr schicken mehr Helfer

Unterdessen ist bekannt geworden, dass das Deutsche Rote Kreuz und die Bundeswehr am Freitag weitere Helfer zum Einsatz gegen Ebola nach Liberia. Am Donnerstag verabschiedete der Sonderbeauftragte der Bundesregierung, Botschafter Walter Lindner, vier DRK-Freiwillige und fünf Bundeswehrsoldaten in Berlin.

14 DRK-Helfer und vier Bundeswehrangehörige sind bereits in der liberianischen Hauptstadt Monrovia. Mitte November wird das DRK dort mit Unterstützung der Bundeswehr ein von der WHO fertiggestelltes Behandlungszentrum übernehmen. Es soll sukzessive auf 100 Betten aufgestockt und ein Jahr lang betrieben werden.

"Da wir auf einen Patienten drei Helfer benötigen, suchen wir immer noch medizinisches Personal", sagte eine DRK-Sprecherin. Bis Dienstag hatten sich 938 Freiwillige als medizinische Helfer beim DRK beworben; 422 davon sind voraussichtlich geeignet. Bislang haben 60 Freiwillige das mehrwöchige Vorbereitungstraining durchlaufen.

Ein zweites Behandlungszentrum mit bis zu 100 Betten, an dem das DRK beteiligt ist, entsteht zur Zeit in Kenema in Sierra Leone.

Krankenschwestern streiken für mehr Ebola-Schutz

Krankenschwestern in 15 US-Staaten haben wegen mangelnden Schutz gegen Ebola gestreikt. Nach Angaben der National Nurse Union vom Mittwoch beteiligten sich rund 100.000 Schwestern an der Protestaktion.

Auch vor dem Weißen Haus habe eine Gruppe Krankenschwestern protestiert. In den vergangenen Wochen waren zwei Schwestern nach der Behandlung von Ebola-Patienten in Texas erkrankt, sind unterdessen aber genesen.

Die Schwestern fordern vor allem bessere Schutzkleidung und bessere Gesichtsmasken bei der Behandlung von Ebola-Patienten.

"Wir brauchen eine viel effektivere Ausrüstung für Ebola und für andere Epidemien, die es sicher geben wird", sagte Gewerkschaftssprecher Charles Idelson.

Die Seuche hat in Westafrika bereits mehr als 5000 Todesopfer gefordert, wie die WHO Mittwochabend in Genf mitteilte. Insgesamt gebe es seit Bekanntwerden des Ausbruchs im März 14 098 bestätigte Ebola Infektionen und 5160 Todesfälle.

Es gibt der WHO zufolge jedoch Anzeichen dafür, dass die Zahl neuer Fälle in Guinea und Liberia kaum noch ansteigt. Dort wurde der Ausnahmezustand inzwischen für beendet erklärt. In Sierra Leone hingegen sei weiter eine starke Zunahme zu verzeichnen.(dpa)

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