Ebola-Krise

Regierung nimmt Ebola-Flieger in Betrieb

Die Bundesregierung hat ihre Finanzmittel für den Kampf gegen Ebola in Westafrika noch einmal kräftig aufgestockt. Am Donnerstag soll das Ebola-Rettungsflugzeug "Robert Koch" für den Einsatz bereit sein. Unterdessen warnt der Entdecker des Ebola-Virus vor schwerwiegenden Folgen für die Krisenregion.

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BERLIN. Die Bundesregierung will am Donnerstag einen umgebauten Lufthansa-Airbus als neues Ebola-Rettungsflugzeug in Betrieb nehmen. Der A 340-300 verfügt nach Angaben des Auswärtigen Amts von heute über eine "Sonder-Isolationseinheit", die hermetisch abgeriegelt werden kann.

Damit sollen Patienten, die mit dem Ebola-Virus infiziert sind, aus Westafrika ausgeflogen und noch in der Luft behandelt werden können. Der Rettungsflieger war bei der Lufthansa noch als "Villingen-Schwenningen" im Einsatz. Künftig trägt er den Namen "Robert Koch", zur Erinnerung an den deutschen Arzt und Mikrobiologen (1843-1910).

Das Flugzeug hat nach bisherigen Angaben drei sogenannte Isolationszellen, mit denen Ebola-Patienten trotz der hochinfektiösen Ansteckung sicher transportiert werden können. Zur Not sollen damit auch deutsche Helfer nach Hause gebracht werden, wenn sie sich bei dem Einsatz angesteckt haben.

Um die Verbreitung des Virus zu verhindern, sind die Isolationszellen an ein eigenes Abluftsystem angeschlossen. An der Entwicklung war neben der Bundesregierung und der Lufthansa auch das Robert-Koch-Institut beteiligt. Die Maschine wurde in den vergangenen Wochen in Hamburg umgebaut.

Um Platz für die Isolierzellen zu schaffen, mussten die meisten Sitze ausgebaut werden. An Bord soll neben einer Lufthansa-Crew ein Ärzteteam in Schutzkleidung arbeiten. Deutschland will den Airbus auch anderen Staaten zur Verfügung stellen.

Regierung stockt finanzielle Hilfen auf

Aus dem Etat des Bundesentwicklungsministeriums werden demnächst zusätzlich 44 Millionen Euro für Hilfsmaßnahmen in den am stärksten betroffenen Staaten Westafrikas zur Verfügung gestellt.

Damit hat das Ministerium bisher insgesamt 104 Millionen Euro für die Ebola-Hilfe zugesagt.

Laut einer Aufstellung, die der Deutschen Presse-Agentur vorlag, fließen die zusätzlichen Mittel nach Guinea, Sierra Leone und Liberia - etwa zum Aufbau eines Katastrophenschutzes, für Präventionsprojekte oder die Schulung von Mitarbeitern des Gesundheitswesens.

Hilfe soll über Ebola-Krise hinaus wirken

Denn die Hilfe soll auch über die Ebola-Krise hinaus wirken. "Das lebensgefährliche Virus hat vor allem in solchen Ländern leichtes Spiel, in denen die staatlichen Strukturen ohnehin schon schwach sind - einschließlich der Gesundheitssysteme", erklärte Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU).

Durch Investitionen in diesem Bereich solle jetzt nicht nur die weitere Ausbreitung von Ebola verhindert werden. Vielmehr geht es laut Müller auch darum, Strukturen zu schaffen, die für eine frühzeitige Eindämmung von Epidemien in der Zukunft nötig sind.

Der Etat von Müllers Ressort war kürzlich mit Blick auf Ebola und die syrische Flüchtlingskrise um 60 Millionen Euro erhöht worden.

Ebola-Entdecker warnt vor langfristigen Folgen

Die Ebola-Epidemie in Westafrika wird nach Ansicht des Ebola-Entdeckers Peter Piot schwere wirtschaftliche, politische und soziale Folgen für die Region haben. "Die Auswirkung etwa auf die Gesundheitssysteme sind dramatisch", sagte der Wissenschaftler heute in London.

Unter den Ebola-Toten sei viel medizinisches Personal, so dass die Versorgung anderer Krankheiten nicht mehr gewährleistet sei. Dazu kämen die stark gestiegenen Lebensmittelpreise. "Von Oktober bis Dezember ist dort Erntezeit", sagte der belgische Professor, der das Ebola-Virus 1976 in Zaire (Kongo) entdeckte.

Die Versorgung mit Nahrungsmitteln werde in der Zukunft eines der großen Probleme in der Region sein, da Bauern und Händler nicht normal arbeiten könnten.

Auch die wirtschaftlich wichtige Bergbauindustrie sei betroffen. In einigen Regionen wachse nun eine ganze Generation von verweisten Kindern heran, beschrieb Piot die Lage in Sierra Leone, Liberia und Guinea.

Zudem drohten politische Destabilisierung und Rückschritte bei Friedensprozessen. Einerseits mache die Bevölkerung die Politik mitverantwortlich für die Krise, andererseits schränke die Epidemie den Handlungsspielraum der Regierungen ein.

US-Soldaten kommen in Rheinland-Pfalz in Quarantäne

Unterdessen hat Deutschland der Unterbringung von US-Soldaten in einer Quarantänestation in einer rheinland-pfälzischen US-Militärbasis zugestimmt.

Nach ihrem Einsatz in westafrikanischen Ebola-Krisengebieten werden die Soldaten künftig drei Wochen lang auf der Militärbasis Baumholder in einer neuen Quarantänestation überwacht.

Die Isoliereinrichtung für maximal 178 Soldaten könne ab sofort genutzt werden, sagte Armeesprecher Oberstleutnant Wayne Marotto in Baumholder.

Die laut Truppenstatut notwendige Zustimmung der deutschen Regierung sei erteilt worden, hieß es aus dem Auswärtigen Amt in Berlin. Außer in Baumholder wurden ähnliche Quarantänestationen auch in Vicenza (Italien) sowie an fünf Standorten in den USA eingerichtet.

Einem Bericht der "Rhein-Zeitung" zufolge sind bereits mehr als 50 US-Soldaten, die in Westafrika im Einsatz waren, am Dienstag auf der US-Airbase im pfälzischen Ramstein gelandet und wurden nach einer medizinischen Kontrolle nach Baumholder gebracht. Das Blatt beruft sich auf Angaben der US-Armee.

Die "Controlled Monitoring Area" in Baumholder dient nach Angaben von Armeesprecher Marotto dazu, eine mögliche Erkrankung frühzeitig zu erkennen.

Mit der Isolierstation, in der die Rückkehrer aus Westafrika zweimal täglich von Ärzten untersucht werden sollen, wolle man jedes Verbreitungsrisiko des Ebola-Virus ausschließen.

Eine Ansteckung der Soldaten sei allerdings "sehr unwahrscheinlich", da die meisten als Pioniere und Techniker mit Bauarbeiten ohne direkten Kontakt zu Ebola-Patienten beschäftigt gewesen seien.

Vier leer stehende Kasernengebäude als Quarantänestation

Sollte ein Soldat mehr als 38 Grad Fieber bekommen, werde er sofort in das US-Militärkrankenhaus im pfälzischen Landstuhl verlegt, sagte Marotto. Falls Soldaten bereits mit Fieber aus Westafrika auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein landeten, kämen sie direkt dorthin.

In Baumholder wurden vier leer stehende Kasernengebäude als Quarantänestation mit großzügigen Aufenthaltsbereichen und einem eigenen Klinikbereich eingerichtet.

Die Bewohner werden je nach Ankunftsdatum in fünf unterschiedliche, strikt getrennte Gruppen aufgeteilt, um eine wechselseitige Ansteckung zu vermeiden. In Baumholder sind nach Angaben des Sprechers derzeit noch etwa 4000 US-Soldaten dauerhaft stationiert. (dpa)

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