Blase nach häufigen Infektionen oft dauerhaft gereizt

Frauen mit rezidivierenden Harnwegsinfekten leiden häufig unter einer schmerzhaften Überempfindlichkeit der Harnblase. Auch wenn keine Infektion vorliegt, müssen sie häufig zur Toilette und sind dabei wenig produktiv.

Von Dr. Christine Starostzik Veröffentlicht:
Häufige Harnblaseninfektionen begünstigen nach aktuellen Studiendaten die Entstehung einer interstitiellen Zystitis.

Häufige Harnblaseninfektionen begünstigen nach aktuellen Studiendaten die Entstehung einer interstitiellen Zystitis.

© Wigger / DAK

PHILADELPHIA. Klagen Frauen mit überempfindlicher Blase beim Arzt über häufigen schmerzhaften Harndrang, besteht die Gefahr, dass fälschlicherweise eine Harnwegs infektion diagnostiziert wird und Antibiotika verschrieben werden. In einer US-Studie wurde jetzt gezeigt, dass rezidivierende Harnwegsinfekte eine interstitielle Zystitis begünstigen (BJUI 2011; online 30. November).

Forscher der Universität Pennsylvania haben in die Fall-Kontroll-Studie 49 Patientinnen im Alter von 18 bis 40 Jahren aufgenommen. Die Frauen hatten keine aktuellen Harnwegsinfekte.

In den zwölf Monaten davor gab es bei ihnen aber mindestens drei positive Urinkulturen (über 105 Kolonien/ml) begleitet von typischen Symptomen wie Harndrang, häufige Miktionen und Dysurie.

Für die Kontrollgruppe wurden 53 Frauen mit Stressinkontinenz ohne rezidivierende Harnwegsinfekte ausgewählt. Frühere Studien hatten gezeigt, dass die Zahl der täglichen Miktionen bei Frauen mit Stressinkontinenz der von symptomlosen Frauen entspricht. Analysiert wurden in beiden Gruppen Eintragungen in einem Blasentagebuch sowie Daten der Füllungszystometrie.

Unterschiedliche Zahl an Toilettengängen

Die Zahl der Miktionen pro Tag und pro Liter aufgenommener Flüssigkeit war im Mittel bei Frauen mit rezidivierenden Harnwegsinfekten auch ohne aktuellen Infekt signifikant höher als bei Frauen der Kontrollgruppe: 12 versus 7 Toilettengänge.

Auch die Zahl der Blasenentleerungen pro Liter getrunkener Flüssigkeit war in den Gruppen unterschiedlich: 6 versus 4 Entleerungen. Zudem war die mittlere ausgeschiedene Urinmenge pro Toilettengang bei wiederkehrenden Harnwegs infekten signifikant niedriger als in der Kontrollgruppe (155 versus 195 Milliliter).

Bei der zystometrischen Untersuchung zeigte sich im Vergleich eine geringere Blasenkapazität bei Frauen mit häufigen Harnwegsinfekten: Schon bei geringer Blasenfüllung war der Harndrang stark.

Entwickelt sich eine Hypersensibilität der Blasennerven?

Fazit: Die Ursache für eine überempfindliche Blase nach wiederkehrenden Harnwegsinfekten ist noch ungeklärt. Die Forscher vermuten, dass sich eine Hypersensitivität der Blasennerven entwickelt, die dem Geschehen einen chronischen Charakter gibt, wenn die Bakteriurie längst beseitigt ist.

Um die Entwicklung einer Überempfindlichkeit zu verhindern, sei es wichtig, rezidivierende Harnwegsinfekte umgehend zu erkennen und dagegen zu behandeln, so die Forscher. Es seien große prospektive Studien mit Frauen aller Altersklassen erforderlich, um zu bestätigen, dass rezidivierende Harnwegsinfekte die Ursache einer interstitiellen Zystitis sein können.

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