HWI mit E. coli

Steinentfernung lohnt sich

Jeder zweite Patient mit rezidivierenden Harnwegsinfekten (HWI) und asymptomatischen Nierensteinen ist nach der Steinentfernung befreit von erneuten Infektionen. Eine US-Studie hat jetzt untersucht, wer von einem solchen Eingriff profitiert und wer nicht.

Von Dr. Christine Starostzik Veröffentlicht:
Harnstein - ein häufiges Problem auch bei Patienten mit rezidivierenden Harnwegsinfekten.

Harnstein - ein häufiges Problem auch bei Patienten mit rezidivierenden Harnwegsinfekten.

© Ammit / iStock / Thinkstock.com

CLEVELAND. Ob zwischen einem Nierensteinleiden und der Neigung zu rezidivierenden Harnwegsinfekten ein Zusammenhang besteht, und vor allem, ob die Steine die Ursache sind und die Infektion die Folge oder umgekehrt, ist derzeit noch umstritten.

Um diese Frage näher zu untersuchen, haben Mohamed Omar und Kollegen vom Glickman Urological and Kidney Institute in Cleveland retrospektiv die Daten von 120 Patienten ausgewertet, die sich einer operativen Steinentfernung unterzogen hatten (J Urol 2015; 194(4): 997-1001).

32 Prozent wurden mit einer Stoßwellenlithotripsie behandelt, 7 Prozent per Ureteroskopie, und bei 61 Prozent wurde eine perkutane Nephrolithotomie (PCNL) durchgeführt.

Erfolge bei jedem zweiten Patienten

Die postoperative Bildgebung belegte, dass alle Patienten postoperativ steinfrei waren. Bei allen Studienteilnehmern waren vor dem Eingriff rezidivierende Harnwegsinfekte und nicht obstruktive, asymptomatische Nierensteine diagnostiziert worden.

Vor der chirurgischen Intervention wurden alle antibiotisch behandelt. Ziel der Studie war es, herauszufinden, ob die rezidivierenden Harnwegsinfekte durch die Entfernung der Nierensteine eingedämmt werden können.

Bei 48 Prozent der Patienten waren bis zu einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 14 Monaten nach der Steinentfernung keine Harnwegsinfektionen mehr aufgetreten. Bei 52 Prozent kehrten die Infektionen nach dem Eingriff zurück.

Als signifikante Risikofaktoren hierfür zeigten sich in der univariaten Analyse eine bestehende Hochdruckerkrankung (Odds Ratio, OR 2,8), ein Diabetes mellitus bei Männern (OR 1,73) sowie eine schwarze Ethnie (OR 13,7).

Außerdem waren Infektionen mit Enterokokken hartnäckiger als ausschließlich durch E. coli ausgelöste (OR 2,5 vs. OR 0,34). Die Art des Nierensteins und die Methode der Entfernung hatten dagegen keinen Einfluss.

Als unabhängige Risikofaktoren für anhaltende Infektionen auch nach Steinentfernung ergaben sich in der multivariaten Analyse Infektionen mit E. coli, eine Hypertonie sowie eine schwarze Ethnie.

Eine Chinolonresistenz lag präoperativ bei Patienten mit rezidivierenden Harnwegsinfekten häufiger vor (48 vs. 27 Prozent) als bei denen, die die Steinentfernung von ihren Harnwegsinfekten befreite. 82 Prozent der Patienten mit fortgesetzten Infektionen waren nach Steinentfernung mit dem gleichen Keim infiziert wie zuvor.

E. coli am besten eradiziert

Da E.coli im Vergleich zu anderen Bakterien am besten eradiziert werden konnte, empfehlen Omar und Kollegen vor allem Patienten mit rezidivierenden E.-coli-Infektionen einen operativen Eingriff zur Entfernung nachgewiesener Nierensteine anzubieten.

Auch sollten Patienten, die entsprechende Risikofaktoren für rezidivierende Infektionen auch nach der Steinentfernung haben, auf dieses Problem hingewiesen werden.

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