Hilfe auch für schwer erkrankte Patienten mit Hepatitis B

WIESBADEN (grue). Das Nukleotid-Analogon Adefovir ist zur Behandlung bei chronischer Hepatitis B zugelassen und kann im Gegensatz zu Interferon-alpha auch bei schlechter Leberfunktion verordnet werden.

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Die Virustatika Adefovir (Hepsera®) und Lamivudin sind Therapie der Wahl für Patienten mit chronischer Hepatitis B, die eine Therapie erforderlich macht, für die aber Interferon nicht in Frage kommt. Das ist etwa der Fall, wenn die entzündliche Aktivität in der Leber eher gering ist oder Therapieversuche mit Interferon fehlgeschlagen sind. Auch bei fortgeschrittener Erkrankung mit dekompensierter Leberzirrhose ist Interferon kontraindiziert.

"Wir sind deshalb froh, mit den zwei relativ neuen Medikamenten auch diesen schwer kranken Patienten eine sichere und wirksame Therapie anbieten zu können", sagte Professor Claus Niederau aus Oberhausen auf einer Veranstaltung des Unternehmens Gilead in Wiesbaden.

Hauptsächlich werden die Novitäten aber bei Patienten angewendet, die mit einer HBeAg-negativen Virusmutante chronisch infiziert sind. Ihr Anteil unter den Erkrankten betrage etwa 80 Prozent, so Niederau. "Diese Patienten bekommen nach Abschluß der Interferon-Therapie meist rasch einen Rückfall und sollten deshalb von Anfang an mit Lamivudin oder Adefovir behandelt werden".

Dabei spreche einiges für Adefovir, das als Tablette mit einmal täglich 10 mg die entzündlichen und fibrotischen Vorgänge in der Leber unabhängig vom HBeAg-Befund bremse. Die Virusvermehrung werde nachhaltig gestoppt, was besonders gut belegt ist, und außerdem sei die Rate an Adefovir-Resistenzen mit drei bis vier Prozent nach drei Jahren sehr gering.

Der Hepatologe leitete daraus zwei eindeutige Indikationen für Adefovir ab, für die es nach heutiger Datenlage keine Therapiealternativen gibt: Demnach ist die Substanz Therapie der Wahl für Patienten mit Lamivudin-resistenten Virusmutanten und für schwer Leberkranke, die bei auftretender Lamivudin-Resistenz akut gefährdet wären.

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