HCV-Therapie auch für Drogensüchtige empfohlen

MÜNCHEN (sto). Bei Drogenabhängigen ist eine Infektion mit dem Hepatitis-C-Virus (HCV) die häufigs-te Begleitkrankheit: Nach einer Untersuchung am Krankenhaus München-Schwabing sind zwischen 62 und 98 Prozent der Heroinabhängigen mit HCV infiziert.

Veröffentlicht:

Mittlerweile sind Menschen, die Drogen injizieren, in Westeuropa die größte Risikogruppe bei der Verbreitung der Hepatitis C. Das berichtete der Leiter des Bereichs Suchtmedizin am Krankenhaus München-Schwabing, Privatdozent Markus Backmund, bei einem Workshop in München. Geschätzt 600 000 Opioidabhängige in Europa sind HCV-infiziert. Ehemalige Drogenabhängige seien dabei noch gar nicht berücksichtigt.

Keine Übertragung von HCV durch Blutprodukte

Die Virusübertragung durch Blut oder Blutprodukte spiele demgegen-über heute praktisch keine Rolle mehr, sagte Backmund bei der Veranstaltung von Hoffmann-La Roche. Das Hauptrisiko für eine Ansteckung sei die gemeinsame Nutzung von Nadeln und Utensilien zum Drogenkonsum. Um HCV einzudämmen, müsse daher durch intensive Aufklärung erreicht werden, daß das Risiko für eine Exposition reduziert wird.

Bei bereits infizierten Drogenab-hängigen müsse die Progression der chronischen Hepatitis C durch eine frühzeitige Therapie verhindert wer-den. Noch bis 1999 sei die Opioidabhängigkeit in den amerikanischen und europäischen Empfehlungen zur Behandlung bei Hepatitis C als Kontraindikation genannt, berichtete Backmund. Als Begründung wurden die angebliche Unzuverlässigkeit von Heroinabhängigen und das hohe Risiko einer Re-Infektion angeführt.

Voraussetzung für die Therapie ist eine stabile Substitution

Erst durch Studien von Wissen-schaftlern und Suchtmedizinern seien diese Behauptungen widerlegt worden, so Backmund. Die US-amerikanischen National Institutes of Health haben daraufhin 2002 ihre Empfehlungen zur HCV-Therapie geändert. Demnach können Drogenabhängige unter stabiler Substitution nun eine HCV-Therapie erhalten.

In Deutschland gelte mittlerweile die Therapie mit pegyliertem Interferon alfa (etwa Pegasys®) einmal pro Woche subkutan plus täglich Ribavirin (etwa Copegus®) vor Einnahme des Substitutionsmittels als Standard, sagte Backmund.

Mehr zum Thema

3.500 Todesopfer jeden Tag

WHO-Bericht: 200.000 mehr Hepatitis-Fälle weltweit

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Lesetipps
Neue Hoffnung für Patienten mit Glioblastom: In zwei Pilotstudien mit zwei unterschiedlichen CAR-T-Zelltherapien blieb die Erkrankung bei einigen Patienten über mehrere Monate hinweg stabil. (Symbolbild)

© Richman Photo / stock.adobe.com

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert