Hohe Hepatitis-Viren-Vermehrung ist Indikation zur Therapie

BOCHUM (awa). Unbehandelt bekommt jeder dritte chronisch mit Hepatitis-B-Viren (HBV) Infizierte Leberzirrhose oder -krebs. Diagnostischer Marker für die Virusproduktion in der Leber ist die Konzentration der HBV-DNA im Serum. Bei mehr als 10 000 HBV-DNA Kopien pro Milliliter sollte ein Behandlungsbeginn geprüft werden.

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Bei hoher Virusvermehrung und starker entzündlicher Aktivität kann die chronische Hepatitis B zu Zirrhose, hepatozellulärem Karzinom, Lebertransplantation und Tod führen. Die Hepatitis B müsse deshalb früh erkannt und ein Patient behandelt werden, bevor Leberschäden auftreten, betonte Professor Claus Niederau aus Oberhausen, bei der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselerkrankungen in Bochum.

10 000 HBV-DNA-Kopien sind das Therapiekriterium

Behandlungsbedürftig sind nach Niederaus Angaben Patienten mit hoher Virusvermehrung - gemäß der neuen S3-Leitlinie zur "Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Hepatitis B" gilt ein Schwellenwert von 10 000 HBV-DNA-Kopien / ml -, Zeichen der Zirrhose-Entwicklung, hohen Leberwerten (GPT) oder deutlichen Entzündungszeichen in der Leberbiopsie. Nicht behandlungsbedürftig seien Patienten mit niedriger Virusvermehrung unter 10 000 HBV-DNA Kopien/ml, normalen GPT-Werten und kaum nachweisbaren Schäden in der Leberbiopsie.

Die therapeutischen Möglichkeiten bei chronischer HBV-Infektion haben sich nach Angaben von Privatdozent Thomas Berg aus Berlin in den vergangenen Jahren erheblich verbessert.

Vier Virustatika können eingesetzt werden

Neben Interferon alfa, das nur für etwa zehn Prozent der Patienten infragekommt, stehen in Deutschland zurzeit die Nukleosidanaloga Lamivudin, Telbivudin und Entecavir und das Nukelotidanalogon Adefovir zur Verfügung. Alle vier Arzneien hemmen die virale Polymerase und damit direkt die Vermehrung der HB-Viren.

Ziel einer antiviralen Therapie sei es, die Virusreplikation möglichst rasch und komplett zu hemmen, um die Gefahr von Resistenzen zu minimieren, denn eine Eradikation des HBV sei bisher nicht möglich, so Berg. Die Arzneiwahl werde in der neuen Leitlinie beschrieben und hänge ab vom Einzelfall, insbesondere von der Höhe der HBV-DNA und der GPT, anderen Viruscharakteristika (HbeAG, Genotyp), Leberfunktion, antiviralen Vorbehandlungen, Begleiterkrankungen und Kontraindikationen sowie vom Patientenwunsch.

Impfung sollte konsequent genutzt werden

Niederau erinnerte daran, dass die Impfung gegen Hepatitis B besser als jede Therapie ist und deshalb alle Kleinkinder, Kinder und Jugendliche sowie Risikopatienten geimpft werden sollten.



STICHWORT

Wann denken an Hepatitis B?

Das Hepatitis-B-Oberflächenantigen (HBsAG) ist der entscheidende Parameter beim Test von Patienten auf eine chronische Hepatitis-B-Infektion.

Die aktuelle S3-Leitlinie zur "Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Hepatitis B" empfiehlt, eine HBV-Diagnostik bei diesen Personen zu machen:

  • Personen mit erhöhten Leberwerten und Patienten mit Leberzirrhose und hepatozellulärem Karzinom
  • Patienten mit Migrationshintergrund aus Regionen mit erhöhter Hepatitis-B-Prävalenz
  • Personen mit häufig wechselnden Sexualpartnern
  • Aktiven und ehemaligen Benutzern von intravenösen Drogen
  • Angehörige und Partner von Patienten mit HBV
  • Medizinisches Personal
  • Dialysepatienten
  • Schwangere (nach der 32. Schwangerschaftswoche)
  • Patienten vor oder während immunsuppressiver Therapie (awa)
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