Risiko durch Stichverletzungen überschätzt
HANNOVER (hub). Eine Richtlinie schreibt den Einsatz verletzungssicherer Instrumente vor - wenn möglich. Die gute Botschaft, falls doch etwas passiert: Die Infektionsgefahr etwa durch Nadelstichverletzungen ist geringer als bisher vermutet.
Zu 75 Prozent sind Stiche mit einer Kanüle Hauptursache bei Verletzungen mit potenziell infektiösem Material. Das hat die Auswertung von über 1400 solcher Fälle an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) ergeben (Der Internist 10, 2007, 1165).
Bei 166 der gemeldeten Verletzungen von MHH-Mitarbeitern war das Instrument mit Hepatitis-C-Viren (HCV) kontaminiert. Dabei kam es zu keiner HCV-Serokonversion. Auch in der wissenschaftlichen Literatur würden in europäischen Studien geringe HCV-Serokonversionsraten von 0,42 Prozent angegeben. Das ist erfreulich niedrig.
Etwas anders sieht es bei mit Hepatitis-B-Viren (HBV) kontaminiertem Material aus. Mit solchem Material gab es 44 Verletzungen von MHH-Mitarbeitern. Dabei kam zu einer Serokonversion gegen das Oberflächenantigen (HBsAG). Die größere Gefahr einer HBV-Infektion sei auch in Studien dokumentiert, so die Autoren. Dies unterstreicht die Bedeutung der Hepatitis-B-Impfung für medizinisches Personal.
Die meisten der gemeldeten Verletzungen erfolgten beim Zurückstecken der Kappe auf die Kanüle. Dabei sind die Sicherheitsbehälter so vorgesehen, dass die "nackte" Kanüle darin entsorgt wird. Doch die Mitarbeiter halten sich nicht immer daran.
Die Richtlinie TRBA 250 gibt es als PDF hier: www.baua.de.
Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Die Kappe darf nicht auf die Kanüle