Online-Forum Impfen

Welchen Schutz benötigt eine 15-Jährige bei Langzeitaufenthalt in Malaysia?

Veröffentlicht:

Ein Kollege fragt im Internet: Meine Patientin, ein 15-jähriges Mädchen, plant einen zwölfmonatigen Aufenthalt in Malaysia. Sollte sie vorher Off-Label gegen Japanische Enzephalitis geimpft werden? Welche anderen Impfungen und Prophylaxen sind zu empfehlen?

Dr. Jan Leidel: Grundsätzlich ist bei einem derart langen Aufenthalt in Malaysia eine Impfung gegen Japanische Enzephalitis indiziert, wobei das Risiko bei einem überwiegenden Aufenthalt in städtischen Gebieten geringer, in ländlichen Regionen höher ist.

Der in Deutschland zugelassene Impfstoff Ixiaro® ist - wie Sie zutreffend schreiben - noch nicht für unter 18-Jährige zugelassen, da für diese Altersgruppe keine ausreichenden Daten zur Effektivität und Sicherheit verfügbar sind. Allerdings ist damit zu rechnen, dass künftig eine Ausweitung der Zulassung erfolgen wird. Abgesehen von der fehlenden Datenlage sehe ich eigentlich keinen vernünftigen Grund, an der Wirksamkeit und Sicherheit bei der Anwendung bei Jugendlichen zu zweifeln.

Der Vollständigkeit halber: Es gibt alternativ den Impfstoff JE-Vax®, der in Deutschland über keine Zulassung verfügt, allerdings dort, wo er zugelassen ist (zum Beispiel USA), auch bei Kindern und Jugendlichen angewendet werden kann. Bei diesem Impfstoff liegen die entsprechenden Daten vor.

 Er kann auf Einzelrezept durch eine Apotheke importiert werden. Er wird in Mäusehirnen vermehrt und ist nach meiner Erfahrung etwas reaktogener als der in Vero-Zellen vermehrte Impfstoff Ixiaro®. Auch ist bei JE-Vax® das Risiko allergischer Reaktionen wohl etwas größer.

Also: Ich würde das Expositionsrisiko anhand des Aufenthaltsorts in Malaysia nochmals einzuschätzen versuchen und bei einem überwiegenden Aufenthalt in ländlichen Gebieten das Mädchen und seine Eltern über den Off-Label-Use informieren (auch darüber, dass der Entschädigungsanspruch gemäß § 60 IfSG bei etwaiger impfbedingter gesundheitlicher Schädigung nicht besteht) und bei deren Einverständnis impfen.

Erlauben Sie mir, noch kurz auf die anderen für diesen Langzeitaufenthalt empfehlenswerten Impfungen hinzuweisen: Das Mädchen sollte einen vollständigen Impfschutz nach STIKO aufweisen (Tetanus, Diphtherie, Pertussis, Polio, Hepatitis B, Masern, Mumps, Röteln, Varizellen, Meningokokken Typ C und - unabhängig von der Reise - HPV), zusätzlich würde ich die Impfung gegen Hepatitis A und Tollwut, eventuell auch gegen Typhus empfehlen.

Das Malaria-Risiko ist in Abhängigkeit von Regenzeiten besonders hoch auf Borneo (Sabah einschließlich Küstenregionen, geringer im Grenzgebiet zu Kalimantan). Auf der malaiischen Halbinsel ist das Risiko geringer, Küstenregionen, Städte und die Gegend um Kuala Lumpur gelten als malariafrei.

Dengue-Fieber spielt vor allem während und nach der Regenzeit eine durchaus größere Rolle, außer konsequentem Mückenschutz gibt es keine Möglichkeit der Prophylaxe.

Reisemedizinische Infos zu Malaysia unter www.crm.de, "Reiseländer" Unser Expertenrat beantwortet Ihre Fragen zu Impfungen

Mehr zum Thema

3.500 Todesopfer jeden Tag

WHO-Bericht: 200.000 mehr Hepatitis-Fälle weltweit

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Neuer Hoffnungsträger

Homotaurin-Prodrug bremst Alzheimer

Gesundheitskongress des Westens

KBV-Chef Gassen fordert: Vergütungsreform muss die Patienten einbeziehen

Lesetipps
Schwere Infektionen mit Antibiotika richtig behandeln: Behandlungsmythen, die so nicht stimmen.

© bukhta79 / stock.adobe.com

Richtig handeln bei Infektionen

Drei Mythen bei der Antibiotika-Therapie auf dem Prüfstand