"Bist du Chris?"

Kampagne will Hepatitis-C ausrotten

Eine HCV-Infektion ist heute meist heilbar und Hepatitis-C soll bis 2030 in Deutschland eliminiert werden. Eine Kampagne unterstützt nun dieses Ziel.

Von Dirk Einecke Veröffentlicht:
Modell eines Hepatitis-C-Virus: In knapp 10 Jahren soll die Krankheit in Deutschland ausgelöscht sein.

Modell eines Hepatitis-C-Virus: In knapp 10 Jahren soll die Krankheit in Deutschland ausgelöscht sein.

© Sebastian Schreiter / Springer Verlag GmbH

BERLIN. Die Hepatitis C ist leicht zu diagnostizieren und heute mit einer einfachen, verträglichen und mittlerweile auch kosteneffektiven Therapie heilbar. Nun soll sie in Deutschland eliminiert werden. Die bundesweite Kampagne "Bist Du Chris?" will Risikogruppen aufklären und auffordern, sich testen zu lassen.

Die Zahl der mit dem Hepatitis C-Virus infizierten Personen wird weltweit auf 70 Millionen und in Deutschland auf 250.000 geschätzt. Da die Infektion häufig ohne Symptome oder mit unspezifischen Symptomen verläuft, wissen viele Betroffene nichts von ihrer Infektion.

Dunkelziffer: 40 Prozent?

Der Hannoveraner Hepatologe Professor Michael Manns, Vorstandsvorsitzender der "Initiative pro Leber", schätzt die Dunkelziffer auf 40 Prozent.

Die Kenntnisse über die Infektionskrankheit sind einer repräsentativen Umfrage zufolge in der Bevölkerung verbesserungsfähig. Nur eine Minderheit weiß, dass es sich um eine oft über lange Zeit asymptomatische, aber zu 50 bis 85 Prozent chronisch verlaufende und langfristig potenziell tödliche Erkrankung handelt.

Nur jedem Dritten ist bekannt, dass es keine Impfung gibt. Wenige wissen, dass die Krankheit seit Kurzem mit neuen Therapien in den meisten Fällen komplett geheilt werden kann. Kernziel der jetzt angelaufenen "Initiative pro Leber" der Deutschen Leberstiftung, der Deutschen Leberhilfe e.V. und der Firma Gilead Sciences ist, dass sich möglichst viele Menschen mit einem erhöhten Risiko testen lassen und sich fragen: Bin ich Chris?

"Nur wer weiß, dass er krank ist, kann behandelt werden. Wer behandelt wird, hat eine sehr hohe Chance auf Heilung. Ein einfacher Bluttest kann Klarheit schaffen", sagt Prof. Manns.

Symbolischer Name

Wer ist Chris? Ein global häufiger Name für Männer und Frauen. Er symbolisiert, dass die Infektion jeden treffen kann. Hepatitis C kann zu Zirrhose, hepatozellulärem Karzinom und einer Reihe von extrahepatischen Manifestationen führen, etwa chronischen Schmerzen, Fatigue, Neuropathie oder Diabetes.

Hierzulande sterben mindestens 1300 Menschen an den Folgen von Hepatitis C, so Professor Claus Niederau vom Katholischen Klinikum in Oberhausen.

Derzeit werden jährlich 25.000 Patienten in Deutschland behandelt, rund 5500 stecken sich pro Jahr neu an. Eine verstärkte Ansprache der Risikogruppen würde vielen Menschen die leidvolle Erkrankung ersparen und ist nach Modellanalysen auch für das Gesundheitssystem sinnvoll, so Niederau.

Bis 2030 soll die Hepatitis eingedämmt oder ganz eliminiert werden. Dazu ist es nötig, möglichst viele Patienten zu erkennen und zu therapieren. Gleichzeitig notwendig ist ein Präventionsprogramm, um die Neuinfektionen zu senken.

Ein wichtiger Erfolgsfaktor ist neben der öffentlichen Aufklärung die Mitarbeit der Hausärzte: Sie sind erste Anlaufstelle, können Patienten mit erhöhtem Risiko beraten, den Antikörpertest in die Wege leiten und den Patienten bei positivem Ergebnis überweisen.

Weitere Informationen unter www.bist-du-chris.de

Risikogruppen

- Gefängnisinsassen

- Aktive oder ehemalige Drogenkonsumenten

- Empfänger von Blutprodukten vor 1992

- Medizinisches Personal

- Sexualpartner von Infizierten

- Kinder HCV-positiver Mütter

Mehr zum Thema

3.500 Todesopfer jeden Tag

WHO-Bericht: 200.000 mehr Hepatitis-Fälle weltweit

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Weniger Rezidive

Hustenstiller lindert Agitation bei Alzheimer

Lesetipps
Ulrike Elsner

© Rolf Schulten

Interview

vdek-Chefin Elsner: „Es werden munter weiter Lasten auf die GKV verlagert!“

KBV-Chef Dr. Andreas Gassen forderte am Mittwoch beim Gesundheitskongress des Westens unter anderem, die dringend notwendige Entbudgetierung der niedergelassenen Haus- und Fachärzte müsse von einer „intelligenten“ Gebührenordnung flankiert werden.

© WISO/Schmidt-Dominé

Gesundheitskongress des Westens

KBV-Chef Gassen fordert: Vergütungsreform muss die Patienten einbeziehen