Erfolg mit T-Zelltherapie

Heilung bei chronischer Hepatitis B möglich!

Eine chronische Infektion mit dem Hepatitis-B-Virus (HBV) lässt sich bisher nicht in den Griff bekommen. Jetzt haben deutsche Forscher eine T-Zelltherapie entwickelt, die eine Heilung ermöglichen könnte.

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Leber mit hohem Krebsrisiko: 260 Millionen Menschen weltweit sind chronisch mit Hepatitis-B-Viren (HBV) infiziert.

Leber mit hohem Krebsrisiko: 260 Millionen Menschen weltweit sind chronisch mit Hepatitis-B-Viren (HBV) infiziert.

© Sebastian Kaulitzki / stock.adobe.com

MÜNCHEN. Chronische Hepatitis B ist ja bislang nicht heilbar. Das könnte sich künftig ändern, berichtet ein Team aus Forschern des Helmholtz Zentrums München und der Technischen Universität München (J Clin Investigat 2019, online 30. April).

„Eine T-Zelltherapie könnte eine Lösung für die Behandlung der chronischen Infektion und den durch das Hepatitis-B-Virus (HBV) ausgelösten Leberkrebs darstellen“, wie Studienautorin Professor Ulrike Protzer in einer Mitteilung des Zentrums betont.

Solche spezifischen T-Zellen als „living drugs“ seien das Wirksamste, was zur Verfügung stehe, so die Direktorin des Instituts für Virologie am Helmholtz Zentrum.

Die Forscher haben in ihrer Studie T-Zellen verwendet, die gezielt zur Bekämpfung der HBV-Infektion und dem durch HBV ausgelösten Leberkrebs entwickelt worden waren.

Virus-spezifische T-Zellen seien bei chronisch-infizierten Patienten entweder gar nicht zu finden, oder hätten nur eine niedrige Aktivität, berichtet die Erstautorin Dr. Karin Wisskirchen in der Mitteilung.

Könne ein Patient das Virus hingegen selbst unter Kontrolle bekommen, ist eine starke T-Zellantwort messbar. „Damit liegt nahe, dieses Defizit durch spezifische T-Zellen auszugleichen“, so Wisskirchen in der Mitteilung.

Umprogrammierte T-Zellen

Die genetische Information für die HBV-spezifischen T-Zellrezeptoren wurde von Patienten gewonnen, bei denen die Infektion ausgeheilt war. Diese Gensequenz kann dann im Labor in T-Zellen aus dem Blut von Patienten mit chronischer Hepatitis B eingebracht werden.

Dadurch entstehen neue, aktive T-Zellen, die das Virus oder auch virus-induzierte Krebszellen bekämpfen. Auf diese Weise umprogrammierte T-Zellen haben HBV-infizierte Zellen in Zellkultur komplett eliminiert. In Zusammenarbeit mit Forschern um Professor Maura Dandri vom UKE Hamburg wurden die Immunzellen dann in einem humanisierten Mausmodell getestet.

Bereits durch eine einmalige Gabe der künstlich modifizierten T-Zellen ließ sich das Virus in der Leber kontrollieren. Die T-Zellen griffen nur infizierte Leberzellen an, schonten aber das gesunde Gewebe.

Mit dem experimentellen Arzneistoff Myrcludex B ließ sich dann verhindern, dass das HBV sich in den gesunden Leberzellen wieder ausbreitete, sobald die T-Zellen nicht mehr zirkulierten. Dadurch konnte die Infektion ausheilen.

Klinische Studie wird vorbereitet

„Die vielversprechenden Ergebnisse dieser Studie helfen uns, das Potenzial der T-Zell-Therapie weiter zu untersuchen und die klinische Entwicklung mit unseren Partnern voranzutreiben. Damit schaffen wir einen entscheidenden Schritt, diese Form der personalisierten Medizin zu etablieren“, so Protzer in der Mitteilung.

Folglich wird das Institut weiter daran arbeiten, wie die Therapie bei einem möglichst breiten Patientenkreis angewendet werden kann.

Dazu sind Partner aus der Wirtschaft nötig: Das Helmholtz Zentrum München hat deshalb Teile seiner T-Zelltherapie an das Unternehmen SCG Cell therapy Pte. Ltd. auslizensiert. „Gemeinsam mit dem Partner planen wir eine klinische Studie zur Behandlung von Patienten mit HBV-assoziiertem Leberzellkarzinom“, berichtet Erstautorin Wisskirchen.

Die T-Zelltherapie ist ein hochinnovatives Gebiet, das durch große klinische Erfolge in der Lymphombehandlung an Dynamik gewonnen hat. Dandri fügt hinzu: „Eine solche Entwicklung wäre ohne die enge Zusammenarbeit im Deutschen Zentrum für Infektionsforschung nicht möglich.“

HBV-Infektionen sind weltweit ein großes Gesundheitsproblem, nach WHO-Angaben leiden über 260 Millionen Menschen an einer chronischen Infektion mit dem Virus. Impfungen verhindern bekanntlich Neuinfektionen, aber für chronische Virusträger ist eine Heilung bisher nicht möglich.

Arzneien bewirken nur, dass sich die Viren in Leberzellen nicht weiter vermehren. Sie können das Virus aber nicht eliminieren. Langfristig drohen Betroffenen Komplikationen wie Leberkrebs oder Leberzirrhose. (eb/eis)

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