Zoster-Bläschen nicht immer auf ein Dermatom begrenzt

MÜNCHEN (sto). An Herpes zoster erkranken immer häufiger auch Menschen, bei denen man zunächst an eine andere, meist bakterielle Hauterkrankung denkt. Dazu gehören oft Patienten mit einer zu diesem Zeitpunkt noch nicht diagnostizierten Krebserkrankung oder mit einer HIV-Infektion.

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Nicht immer präsentiere sich Herpes zoster mit den typischen einseitigen Hauterscheinungen, also gruppierte Bläschen auf entzündlich veränderter Haut eines Dermatoms, sagte Dr. Volker Kunzelmann bei einer Veranstaltung in München. So sei zum Beispiel bei einem 50jährigen Patienten mit Herpes zoster und mit einem zu diesem Zeitpunkt noch nicht diagnostizierten Kolon-Karzinom die gesamte Körperoberfläche mit kleinen Bläschen übersät gewesen, berichtete der niedergelassene Dermatologe aus Wusterwitz bei Potsdam.

Bakterielle Infektionen müssen ausgeschlossen werden

Gerade bei diesen rasch zu behandelnden Patienten stehe man vor allem in den frühen Phasen vor erheblichen differentialdiagnostischen Problemen, räumte Kunzelmann bei einer Veranstaltung des Unternehmens Berlin-Chemie ein. So müssen beim Verdacht auf Herpes zoster im Kopfbereich zum Beispiel bakterielle Infektionskrankheiten wie das Erysipel, die Impetigo contagiosa oder Gesichtsfurunkel und -phlegmone abgegrenzt werden. Auch an den Zusammenhang etwa mit Lupus erythematodes oder mit Allergien müsse gedacht werden.

Besonders schwierig für Diagnose und Therapie sei Herpes zoster im Kopfbereich, weil hier Augen und Ohren gefährdet sind. So hätten bei einer Patientin nach Brustkrebsoperation eine beginnende Fazialisparese und Schwindel die ersten Hinweise auf Herpes zoster gegeben, berichtete Kunzelmann. Oft sei es aber gerade bei Erkrankungen im Kopfbereich fast unmöglich, schon beim ersten Kontakt mit dem Patienten die richtige Diagnose zu stellen.

Kalkulierte Kombitherapie hat sich in der Praxis bewährt

In der Praxis habe sich deshalb eine kalkulierte Kombinationstherapie mit einem Virustatikum, etwa Brivudin (Zostex®), und einem Antibiotikum bewährt. Sind Sinnesorgane wegen eines Zoster ophthalmicus oder eines Zoster oticus gefährdet, sollte die Behandlung zusätzlich mit einem Kortikoid (Prednisolon 1 mg/kg Körpergewicht) begonnen werden, empfahl Kunzelmann. Auch ein Antimykotikum könne in unklaren Fällen sinnvoll sein. Zur Ödemausschwemmung habe sich die Behandlung mit einem Diuretikum als günstig erwiesen.

Mit dieser Vorgehensweise lasse sich eine frühzeitige Therapie bei Herpes zoster einfach realisieren, so der Dermatologe. Und zugleich werde Zeit für eine weiterführende Diagnostik gewonnen. Innerhalb von 24 Stunden könne die Behandlung schließlich entsprechend den dann vorliegenden weiteren Befunden angepaßt werden.

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