Bei Herpes zoster genügt eine Tablette pro Tag

MÜNCHEN (wst). Mit einer systemischen antiviralen Therapie lassen sich die akuten Beschwerden bei Herpes zoster lindern und verkürzen. Vor allem wird durch eine effektive antivirale Therapie aber auch das Risiko, eine postherpetische Neuralgie zu entwickeln, reduziert. Je früher die Therapie beginnt, desto besser sind die Erfolgsaussichten.

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Gemäß der aktuellen Empfehlungen, etwa auch der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG), sollte eine antivirale Therapie gegen Herpes zoster spätestens 48 bis 72 Stunden nach Auftreten der ersten Hauterscheinungen begonnen werden. Daran hat Professor Torello Lotti von der Dermatologischen Universitätsklinik Florenz auf einer internationalen Pressekonferenz des Unternehmens Berlin-Chemie in München erinnert.

Aber auch ein Therapiebeginn am fünften oder sechsten Tag nach dem Auftreten Zoster-typischer Hauterscheinungen kann durchaus noch das Komplikationsrisiko mindern. Er würde niemandem mit deutlichen Zeichen der Varizellen-Zweiterkrankung eine antivirale Therapie vorenthalten nur weil er nach dem 72-Stunden-Limit in die Praxis kommt, sagte Lotti.

Topische antivirale Medikamente haben sich bei Herpes zoster nicht bewährt. Von den in Europa zugelassenen oralen antiviralen Medikamenten biete Brivudin (Zostex®) den einfachsten Einnahmemodus, so der Dermatologe. Es genügt die einwöchige Therapie mit einer Tablette täglich. Dagegen müßten - jeweils ebenfalls eine Woche lang - Famciclovir, Valaciclovir und Aciclovir mehrmals täglich eingenommen werden.

Ungeachtet der üblicherweise guten Verträglichkeit von Brivudin gelte es, die entscheidende Kontraindikation für die Substanz strikt zu beachten: die gleichzeitige Einnahme des Zytostatikums 5-Fluorouracil oder anderer 5-Fluoropyrimidine, etwa Capecitabin. Denn Bromvinyluracil als Hauptmetabolit des Brivudin ist ein potenter irreversibler Hemmer des Enzyms Dihydropyridin-Dehydrogenase (DPD).

Und da DPD im Körper maßgeblich für den Abbau von 5-Fluoropyrimidinen ist, bestehe bei gleichzeitiger Einnahme von Brivudin und entsprechenden Zytostatika die Gefahr einer raschen toxischen Akkumulation, so Lotti. Nach einer Behandlung mit Brivudin sollte mindestens vier Wochen gewartet werden, bevor mit einem 5-Fluoropyrimidin behandelt wird.

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