Herpes

Neugeborene unbedingt vor Herpes schützen!

Herpes genitalis wird oft nicht rechtzeitig erkannt. Doch die Übertragung auf das Neugeborene muss unbedingt verhindert werden. Tipps zum Umgang mit der Erkrankung gab Professor Udo Hoyme aus Arnstadt.

Von Judith Neumaier Veröffentlicht:

STUTTGART. Bei Frauen im gebärfähigen Alter sind Herpes-Infektionen keine Seltenheit. Aus einer Untersuchung in Thüringen geht hervor, dass 82 Prozent der Frauen im gebärfähigen Alter mit Herpes-simplexViren (HSV) Typ 1 infiziert sind, 18 Prozent mit HSV Typ 2.

Die betroffenen Frauen haben überwiegend keine Symptome im Genitalbereich, erklärte Professor Udo Hoyme, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Ilm-Kreis-Kliniken, Arnstadt-Ilmenau.

Eine genitale Herpes-Infektion ist schwierig zu diagnostizieren, denn die Virusausscheidung geht in keiner Weise mit der Klinik einher. Auch aus dem HSV-Titer kann man nicht ableiten, ob eine Frau infektiös ist oder nicht. Das sei ein enormes Problem für schwangere Frauen, so Hoyme beim 61. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) in Stuttgart. Denn während der Geburt besteht die Gefahr, dass die HS-Viren auf die Neugeborenen übertragen werden. Etwa 5 bis 31 von 100.000 Neugeborenen sind von Herpes neonatorum betroffen. Die Folgen sind schwerwiegend und können für das Kind tödlich sein. Problematisch ist vor allem der neonatale Befall der Haut, der Augen und des ZNS, und die damit oftmals verbundene disseminierte systemische Infektion. Hoyme vermutet, dass es sich bei einigen Sepsis-Fällen Neugeborener eigentlich um eine Herpes-Infektion handelt.

Eine Herpes-Infektion in der Schwangerschaft muss gezielt vor der Entbindung angegangen werden, um eine Übertragung auf das Kind zu verhindern. Bei einer Therapie mit Aciclovir, beginnend ab der 38. Schwangerschaftswoche, kann eine vaginale Entbindung erfolgen, ohne dass ein Infektionsrisiko für das Neugeborene besteht. Die Therapie sollte vor der Entbindung über 3 – 10 Tage erfolgen. Wurde dieses Zeitfenster für die Therapie verpasst, muss eine Sectio erfolgen, um die Infektion des Kindes zu verhindern, empfahl Hoyme.

Viele HSV-infizierte Frauen haben zudem Probleme in der Beziehung. Lernt eine Patientin einen neuen potenziellen Partner kennen, steht sie vor der Frage, wie sie mit ihrer HSV-Infektion umgehen soll. Ein Kondom schützt nicht zu 100 Prozent vor einer Übertragung. Somit riskiert sie zum einen, dass sie auch den neuen Partner infiziert. Zum anderen müsste sie ihm schon bald von ihrer sexuell übertragbaren Erkrankung berichten.

"Die beste Lösung ist, dass die Frau zusammen mit ihrem potenziellen Partner in die Sprechstunde kommt", so die Erfahrung von Hoyme. Dort sollte das Paar eine gemeinsame Beratung zu dieser Erkrankung zu erhalten. "Das zerstört die Beziehung in der Regel nicht", so Hoyme.

Die Beratung sollte Informationen über das Wesen und den Verlauf der Erkrankung und die suppressive und episodische Therapie beinhalten. Wichtig sei auch, auf den Schutz des derzeitigen Partners und künftiger Partner hinzuweisen. Auch wenn Kondome nicht zu 100 Prozent vor einer Herpes-Übertragung schützen, sollten sie präventiv verwendet werden. Beim Auftreten von Symptomen sollte aber kein Geschlechtsverkehr stattfinden. Besonders wichtig ist es, auf das Risiko einer neonatalen Infektion hinzuweisen.

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