Von der Impfung der Kinder gegen Pneumokokken profitieren Senioren

ISTANBUL (hem). Die Impfung von Kindern gegen Pneumokokken bietet nicht nur einen wirksamen Individualschutz, sondern führt zudem zu einer Herdimmunität, von der vor allem alte Menschen profitieren. Das machte Professor George R. Siber aus Cambridge in den USA auf einer internationalen Konferenz zu Pneumokokken-Konjugat-Impfstoffen in Istanbul deutlich.

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Im ersten Lebensjahr sollten alle Kinder viermal gegen Pneumokokken-Infektionen geimpft werden.

Im ersten Lebensjahr sollten alle Kinder viermal gegen Pneumokokken-Infektionen geimpft werden.

© Foto: Klaro

Die Erkrankungsraten invasiver Pneumokokken-Infektionen bei Personen über 65 Jahren sind demnach in den USA seit Einführung der Impfung von Kindern mit dem konjugierten 7-valenten Impfstoff um mindestens 88 Prozent zurückgegangen. Vor diesem Hintergrund bezeichnete Professor Catherine Weil-Olivier aus Paris auf der von Wyeth Pharma organisierten Veranstaltung den Konjugat-Impfstoff für Kinder als Paradebeispiel für eine altruistische Vakzine. Die tendenzielle Eliminierung der pathogenen Keime brachte ihren Ausführungen nach auch noch einen weiteren günstigen Effekt. So führte der nachlassende Infektionsdruck durch die im Impfstoff enthaltenen Stämme zu einem deutlichen Rückgang der Antibiotika-Resistenzen.

Deutlich weniger Antibiotika verbraucht.

Dass die Dezimierung der sieben bedeutendsten Pneumokokken-Stämme anderen Vertretern aus dem insgesamt 91 Serotypen umfassenden Erregerspektrum Platz machen könnte, ist nur teilweise eingetreten. Zwar musste in den vergangenen Jahren eine Verdreifachung invasiver Pneumokokken-Erkrankungen bei Kindern wie Senioren durch den Serotyp 19A beobachtet werden. Dieser Anstieg entspreche aber nur einem Bruchteil des Rückganges der Erkrankungsraten insgesamt, betonte die Expertin.

Zudem hielt sie einen eindeutigen Zusammenhang mit der Impfung für fraglich, da es auch in Korea zu einem ähnlichen Anstieg von Infektionen mit diesem Serotyp gekommen ist, obwohl dort kein Impfprogramm aufgelegt worden ist. Einen Anstieg der Resistenzen aufgrund des ausgiebigen Antibiotika-Einsatzes hält sie für die wahrscheinliche Ursache.

Weil-Olivier hofft, dass sich mit der Einführung eines 13-valenten Pneumokokken-Konjugat-Impfstoffes dieses Problem rasch lösen lässt. Denn im erweiterten Impfstoff ist der Serotyp 19A ebenso wie die Serotypen 1, 3, 5, 6A und 7F enthalten. Den Erfahrungen mit dem bisherigen 7-valenten Impfstoff zufolge dürfte dann die breitere Abdeckung des Erregerspektrums auch zu einer Reduktion der Krankheitslast durch den Pneumokokken-Stamm 19A führen.

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