Kommentar
Maserntote - und keiner schaut hin
Masern sind eine potenziell tödliche Krankheit. Die Infektion lässt sich durch Impfungen vermeiden, und die Erreger lassen sich durch Impfprogramme eliminieren. So sind in Nord- und Südamerika seit acht Jahren keine einheimischen Masern mehr aufgetreten. Von einem solchen Erfolg sind Deutschland und seine Nachbarn weit entfernt. Allein im ersten Quartal 2010 hat es in Europa doppelt so viele Masernkranke gegeben wie im ganzen Jahr 2008, was vor allem an großen Ausbrüchen in Frankreich und Bulgarien liegt.
Der Skandal ist: In Deutschland sterben mehr Kinder an Masern als in Honduras und Ecuador. Es mangelt dabei nicht an nationalen Impfplänen und Empfehlungen. Sie müssen nur in die Tat umgesetzt werden. Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind Nachholimpfungen anzusetzen. Und besonders in Nischen der Bevölkerung muss verstärkt über die Risiken aufgeklärt werden. So haben Masernausbrüche immer wieder in Waldorfschulen ihren Ausgang genommen, wo Eltern als besonders impfskeptisch gelten. Auch Hausärzte sollten hier jede Gelegenheit für Überzeugungsarbeit nutzen und Impflücken bei den Zielgruppen schließen.
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