Versorgungsatlas

Ost-West-Gefälle bei Grippe-Impfraten

In Deutschland lassen sich zu wenig Menschen gegen Grippe impfen, obwohl jährlich 5000 bis 10.000 an dieser Virusinfektion sterben. Bei den Impfraten gibt es zudem große regionale Unterschiede zwischen neuen und alten Bundesländern.

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BERLIN. Die von der WHO empfohlene Influenza-Durchimpfungsrate von 75 Prozent bei den besonders gefährdeten Senioren wird hierzulande weit verfehlt, wie eine Analyse des Wissenschaftler-Teams vom Versorgungsatlas belegt.

Auffallend sind darüber hinaus die regionalen Unterschiede. In den alten Bundesländern sind die Impfraten mit 39 Prozent niedriger als in den neuen (58 Prozent).

"Geht es um den Schutz gegen die Influenza, lässt sich das unterschiedliche Impfverhalten zwischen den neuen und alten Bundesländern sogar innerhalb Berlins entlang des früheren Mauerverlaufs nachweisen", schreiben die Wissenschaftler vom Versorgungsatlas-Team des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (ZI) in einer Analyse (www.versorgungsatlas.de).

Ausgewertet haben die Forscher dafür die bundesweiten Abrechnungsdaten aller Vertragsärzte für Grippe-Impfungen gesetzlich versicherter Patienten aus der Impfsaison 2009/2010.

Deutschland verfehlt wieder WHO-Ziel

Das Ziel der WHO, eine Durchimpfungsrate von 75 Prozent bei älteren Menschen zu erreichen, liegt noch in weiter Ferne: In den neuen Bundesländern betrug die Impfrate der über 60-jährigen gut 60 Prozent, in den alten Bundesländern sogar nur 41 Prozent.

Am geringsten sind die Impfraten bei den über 60-Jährigen in Baden Württemberg (34 Prozent), am höchsten in Sachsen-Anhalt (63 Prozent). Auf der Ebene der Landkreise ist die Impfrate in der kreisfreien Stadt Frankfurt/Oder in Brandenburg mit 69 Prozent am höchsten und am geringsten (26 Prozent) im Landkreis Schwäbisch Hall.

Die Impfraten in Baden Württemberg und Bayern sind allerdings verfälscht. Der Grund: In diesen Bundesländern wird ein bedeutsamer Anteil der Patienten im Rahmen der Hausarztzentrierten Versorgung betreut.

Darum fehlen den Wissenschaftlern des Versorgungsatlas zu diesen Patienten die Abrechnungsdaten. Das könnte die geringen Impfraten in diesen Bundesländern erklären. (Die Impfraten in der Hausarztzentrierten Versorgung sind nicht bekannt.)

"Insgesamt lagen die Impfraten nicht wesentlich über jenen der vorausgegangenen Grippe-Saison", stellen die Wissenschaftler fest. Daran hatte auch die Aufregung um die "Neue Influenza" (H1N1 oder "Schweinegrippe") im Jahr 2009 nichts ändern können.

Grippewelle kommt so sicher wie Weihnachten

"Da die jährliche Influenzawelle in Deutschland meist nach der Jahreswende einsetzt und es 10 bis 14 Tage dauert, bis sich der Impfschutz nach der Immunisierung aufgebaut hat, ist es auch jetzt noch nicht zu spät, sich gegen die Influenza zu wappnen", rät Dr. Burgi Riens vom Versorgungsatlas-Team, "denn die nächste Grippewelle kommt so sicher wie Weihnachten."

Bezugnehmend auf die Lieferengpässe des Influenza-Impfstoffes aus der Impfsaison 2012/2013 warnt KBV-Vorstand Regina Feldmann: "Auch wenn derzeit keine Anzeichen für erneute Lieferengpässe vorliegen, muss zur Verbesserung der Impfrate eine Verknappung des Impfstoffes unbedingt vermieden werden." (eb)

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