Aktuelle Daten

Pneumokokken-Impfung ist ein voller Erfolg

Seit 2006 wird in Deutschland für alle Kleinkinder die Pneumokokken-Impfung empfohlen. Jetzt belegen aktuelle Daten: Die invasiven Erkrankungen mit den Keimen haben seitdem deutlich abgenommen.

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Das Säuglings-Impfprogamm mit Konjugatvakzinen schützt Kinder und Erwachsene vor Pneumokokken.

Das Säuglings-Impfprogamm mit Konjugatvakzinen schützt Kinder und Erwachsene vor Pneumokokken.

© Franz Pfluegl / fotolia.com

AACHEN. Aktuelle Daten belegen den Erfolg des Pneumokokken-Impfprogramms in Deutschland. Das berichten Privatdozent Matthias Imöhl und Dr. Mark van der Linden vom Nationalen Referenzzentrum für Streptokokken an der Aachener Universitätsklinik (DMW 2014; 139: 1346).

An dem Zentrum werden seit 1992 Isolate von invasiven Pneumokokken-Erkrankungen (IPE) mit bakteriämischer Pneumonie, Sepsis und Meningitis aus ganz Deutschland ausgewertet und die Typen der Keime bestimmt. Eine Zäsur ergab sich dabei 2006 als hierzulande die Pneumokokken-Konjugatimpfung für alle Kinder unter zwei Jahren empfohlen wurde.

Die von dem damals siebenvalenten Impfstoff abgedeckten gefährlichen Pneumokokken-Typen verursachten bis dahin etwa zwei Drittel aller IPE bei Kindern bis zwei Jahre. Dieser Anteil ist seither kontinuierlich zurückgegangen und lag im vergangenen Jahr nur noch unter fünf Prozent, so die Forscher.

Die Impfung verringert dabei offenbar auch die Zirkulation der abgedeckten Keime: Auch bei ungeimpften Erwachsenen mit IPE ging im Zeitalter der Konjugatimpfung der Anteil von Infektionen mit den Impfstoff-Pneumokokken-Typen zurück: von 40 bis 45 Prozent aus der Zeit vor der Impfempfehlung auf acht Prozent im vergangenen Jahr.

Auch weniger Infektionen mit Antibiotika-resistenten Keimen

Die Sorge, dass die Serotypen der Vakzine nach Impfung einfach durch andere gefährliche Pneumokokken ersetzt werden, ist offenbar wenig begründet.

Denn auch die Rate der beim Zentrum gemeldete IPE nahm im Zeitalter der Impfung deutlich ab. Bei Kindern unter zwei Jahren verringerte sie sich von 20 Fällen pro 100.000 vor 2006 auf 11/100.000.

Genaue Zahlen fehlen hier, weil es in Deutschland keine Meldepflicht für IPE gibt. Auch in den USA, wo es seit 2000 eine Pneumokokken-Impfempfehlung für alle Kinder gibt, wurde sowohl die Abnahme der IPE als auch der Herdenschutz von Erwachsenen belegt.

Die Impfung hat zudem einen weiteren positiven Effekt: Die Zahl der Infektionen mit Antibiotika-resistenten Keimen geht zurück. So waren 2002 bis 2005 bei bis zu 32 Prozent der Pneumokokken-Infektionen von Kindern Makrolid-resistente Keime beteiligt. Einen hohen Anteil daran hatten sechs Pneumokokkentypen der heute bis zu 13-valenten Impfstoffe.

Bis 2013 ist nun die Rate der Makrolid-resistenten Keime auf fünf Prozent gesunken. Zu dieser Abnahme dürfte das Impfprogramm einen deutlichen Beitrag geleistet haben, betonen die Forscher. (eis)

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