Informationen für Eltern

Bessere Impfakzeptanz mit Social Media

Wie kann die Impfakzeptanz gesteigert werden? Wie können zögerliche Eltern am besten vom Sinn dieser Präventionsmaßnahme für ihre Kinder überzeugt werden? Eine US-Forschergruppe hat drei Motivationsmethoden verglichen.

Von Dr. Christine Starostzik Veröffentlicht:
Über Impfungen für Neugeborene und Kleinkinder wollen sich viele Frauen schon während der Schwangerschaft informieren.

Über Impfungen für Neugeborene und Kleinkinder wollen sich viele Frauen schon während der Schwangerschaft informieren.

© Dmitry Naumov/ Fotolia

DENVER. Bis zu 15 Prozent der Eltern verzögern oder verweigern mindestens eine der allgemein empfohlenen Impfungen für ihre Kinder. Wie und mit welchem Erfolg diese Eltern besser erreicht werden könnten um sie zum Thema Impfung ausgewogen zu informieren, haben jetzt Dr. Jason Glanz vom Institute for Health Research, Kaiser Permanente Colorado und seine Kollegen untersucht (Pediatrics 2017; e20171117).

Üblicherweise werden Eltern erst bei der Versorgung ihres Neugeborenen über die üblichen Impfmodalitäten aufgeklärt. Doch manche Eltern möchten sich auch schon während der Schwangerschaft mit der Impffrage auseinandersetzen. Hierfür nutzen sie meist das Internet und stoßen nicht selten auf einseitige oder unsachliche Inhalte. Gezielte, kompetente Aufklärung im Vorfeld könnte demnach nützlich sein.

Direkte Fragen an Experten

Im Rahmen einer kontrollierten Studie wurden in Colorado von September 2013 bis Juli 2016 insgesamt 1093 Frauen im letzten Schwangerschaftsdrittel im Verhältnis 3:2:1 in eine dreiarmige Studie randomisiert. Gruppe 1 erhielt Impfinformationen über eine Webseite sowie über interaktive Komponenten in sozialen Netzwerken. Dabei bestand die Möglichkeit, über einen Blog, ein Diskussionsforum oder im Chatroom Kontakte zu knüpfen.

Zudem konnten direkte Fragen an ein Expertengremium, bestehend aus einem Pädiater, einem Wissenschaftler aus dem Gebiet der Impfstoffsicherheit und einem Experten für Risikokommunikation, gestellt werden. Darüber hinaus wurden in Gruppe 1 monatlich aktuelle wissenschaftliche Nachrichten zur Impfstoffsicherheit, aktuellen Ausbrüchen und Ähnliches zur Verfügung gestellt. Gruppe 2 hatte lediglich unbegrenzten Zugang zu der Webseite mit Impfinformationen und die Frauen der Gruppe 3 erhielten die übliche Gesundheitsversorgung.

Glanz und Kollegen analysierten die 888 bis zum Ende des Follow-up beobachteten Kinder hinsichtlich der durchgeführten Impfungen von der Geburt bis zum 200. Lebenstag und ermittelten die jeweils überfällige Zeitdauer für die in den USA empfohlenen Immunisierungen gegen Hepatitis B, Rotavirus, Diphtherie / Tetanus / Pertussis, Haemophilus influenzae B, Pneumokokken und Polio.

35 Prozent der Studienteilnehmer in Gruppe 1 und 2 nutzten während des Follow-up die Webseiten mindestens einmal zur Information, häufiger waren dies Eltern, die in Sachen Impfung zögerten (44 Prozent vs. 34 Prozent). Die Teilnehmer mit Interaktivität posteten zudem 90 Fragen und Kommentare in den sozialen Medien, meist richteten sich diese an das Forscherteam.

Impfkampagnen über soziale Medien

In der Regressionsanalyse ergaben sich gegenüber der Routineversorgung signifikante Vorteile für die Kinder, deren Mütter zusätzliche Informationen über die sozialen Medien austauschen konnten. Mit den empfohlenen Impfungen auf dem Laufenden waren am 200. Lebenstag in Gruppe 1 insgesamt 93 Prozent, in Gruppe 2 waren es 91 Prozent und in Gruppe 3 nur 87 Prozent der Kinder. Die Wahrscheinlichkeit, alle erforderlichen Impfungen zeitgerecht zu erhalten, war in Gruppe 1 signifikant fast doppelt so hoch wie unter der Standardversorgung (Odds Ratio, OR 1,92). Zwischen den andern Gruppen waren keine signifikanten Unterschiede erkennbar.

Für eine Subanalyse zur Masern-/Mumps-/Röteln-Impfung wurden 776 Kinder mindestens 489 Tage beobachtet. Ihre Impfquoten am Ende des Follow-up lagen bei 95,6 Prozent in Gruppe 1, 95,5 Prozent in Gruppe 2 und 91,8 Prozent in Gruppe 3. Zwar ergab sich auch hier in der Social-Media-Gruppe eine etwa doppelt so hohe Wahrscheinlichkeit für eine termingerechte Impfung wie in der Gruppe mit Standardversorgung, dieser Unterschied erreichte allerdings keine Signifikanz.

Die Studienergebnisse, so die Forscher, ließen erkennen, dass die Web-basierte Verbreitung gezielter Impfinformationen und der Austausch über soziale Medien am Ende der Schwangerschaft Wirkung zeigt. Die Kinder dieser Mütter wurden häufiger innerhalb des jeweils vorgesehenen Zeitfensters geimpft als die Kinder von Frauen ohne diesen Service.

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