Forschung
Auf dem Weg zu optimierten Impfungen
Forscher haben entdeckt, was Lebendimpfstoffe besonders effektiv macht.
Veröffentlicht:BERLIN. Forscher der Charité – Universitätsmedizin Berlin haben eine neue Funktionsweise von Lebendimpfstoffen entdeckt. Die neuen Erkenntnisse könnten dazu beitragen, Impfstoffe effektiver und sicherer zu machen.
Lebendimpfstoffe enthalten ja Mikroben mit aktivem Stoffwechsel, die etwa RNA produzieren. Die RNA eines Erregers oder Lebendimpfstoffs wird vom Toll-like-Rezeptor-8 (TLR8) der Immunzellen gebunden.
Die Bindung löst eine molekulare Kettenreaktion aus, an deren Ende eine starke Antikörperbildung gegen den Erreger steht. Dies wird dadurch möglich, da TLR8-Signale follikuläre Helferzellen auf den Plan rufen. Diese unterstützen die B-Zellen dabei, Antikörper zu produzieren.
Für ihre Studie verwendeten die Forscher Kultursysteme mit menschlichen Immunzellen und verglichen die Immunantwort gegen lebende und tote Bakterien (Nat Immunol 2018; online 19. März).
TLR8 - besser Schutz vor Tuberkulose
Es stellte sich heraus, dass lebende Bakterien leicht veränderte Immunantworten im angeborenen Immunsystem auslösen. Die kleinen Änderungen hatten jedoch starke positive Effekte auf die erworbene Immunantwort.
Zudem fanden die Forscher heraus, dass der Lebendimpfstoff BCG Menschen mit einer aktiveren Genvariante vom TLR8 deutlich besser vor Tuberkulose schützte. Diese Ergebnisse zeigen, dass TLR8 wahrscheinlich einen zentralen Schalter für schützende Impfantworten darstellt.
"Der Unterschied zwischen den Abwehrreaktionen auf tote oder lebende Impfstoffe besteht darin, dass die RNA lebender Erreger durch das Immunsystem erkannt wird und über TLR8 schützende Immunreaktionen auslöst", wird Studienleiter Professor Leif Erik Sander zitiert.
"Die Ergebnisse könnten es uns ermöglichen, neue Impfungen zu entwickeln, die die Sicherheit von modernen Totimpfstoffen mit der hohen Effektivität von Lebendimpfstoffen kombinieren."
Derzeit untersuchen die Forscher die Funktionsweise des Masernimpfstoffs und arbeiten gemeinsam mit dem Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung an neuen Impfstoffen gegen die Pneumonie. (eb)