Kommentar
Was die Branche hören will
Die Formel "Impfen in der Apotheke" zählt zum klassischen Provokationsrepertoire der Pharmazeuten. Ebenso wie im Gegenzug die Forderung nach dem Dispensierrecht für Ärzte. Mit Leidenschaft haben sich beide Berufsgruppen in der Vergangenheit immer wieder mal Scharmützel dieses Zuschnitts geliefert.
Hausarztchef Ulrich Weigeldt tut gut daran, sachlich zu bleiben, die Versorgungslage zu beschreiben, Probleme anzusprechen und seine Position zur Sache mitzuteilen – im Übrigen aber das Ministerwort nicht auf die Goldwaage zu legen. Denn Bedeutung gewinnt eine Sache nicht zuletzt aus dem Kontext. Nicht nur konnte sich Jens Spahn anlässlich der Eröffnung des Apothekertages in einem Nebensatz "vorstellen, dass in Apotheken geimpft wird". Er ließ dort auch wissen, "kein Fremd- und Mehrbesitz, solange ich Bundesgesundheitsminister bin".
Das will die Branche hören. Und was ein im Wahlkreistingeln erprobter Politprofi ist, der sagt seinem Publikum, was es hören will. Ich will nicht nachzählen müssen, wie viele Gesundheitsminister bei wie vielen Apothekertagen schon genau das Gleiche gesagt haben.
Am Ende aber werden Politprofis nicht eine Interessengruppe gegen die andere ausspielen – wenn doch beide in ihr Ressort fallen.
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