Daten aus Schottland

Nach HPV-Impfung weniger Zervixläsionen

Die HPV-Impfung mit einer bivalenten Vakzine reduziert nicht nur die Prävalenz präinvasiver zervikaler Läsionen, sie bietet möglicherweise auch Schutz für Nichtgeimpfte.

Peter LeinerVon Peter Leiner Veröffentlicht:
Mädchen im Alter zwischen 9 und 14 Jahren wird HPV-Schutz empfohlen.

Mädchen im Alter zwischen 9 und 14 Jahren wird HPV-Schutz empfohlen.

© Gorilla / Fotolia

Wichtiges in Kürze

  • Frage: Welchen Effekt hat die Impfung mit einer bivalenten HPV-Vakzine im Kindesalter auf die Prävalenz präinvasiver zervikaler Läsionen?
  • Antwort: In der retrospektiven schottischen Studie mit fast 140.000 Teilnehmerinnen wurde die Rate zervikaler intraepithelialer Neoplasien (CIN) mindestens vom Grad 3 um 89 Prozent vom Zeitpunkt vor der Immunisierung bis zum Alter von 20 Jahren reduziert.
  • Bedeutung: Die routinemäßige Impfung mit der bivalenten HPV-Vakzine ist hocheffektiv und kann zur Reduktion der Inzidenz des Zervixkarzinoms beitragen.

EDINBURGH. In einer retrospektiven Untersuchung mit Daten des nationalen Impf- und Zervikalscreening-Programms in Schottland haben Wissenschaftler um Dr. Tim Palmer von der Universität in Edinburgh den Effekt einer HPV-Impfung bei Mädchen im Alter von 12–13 Jahren auf die Entstehung von zervikalen intraepithelialen Neoplasien (CIN) überprüft (BMJ 2019; 365: 1161).

Die mehr als 138.000 Frauen wurden zwischen Januar 1988 und Juni 1996 geboren. Im Alter von 20 Jahren (frühestens im Jahr 2010) wurde bei ihnen ein Zervikalabstrich und bei Bedarf eine Kolposkopie vorgenommen.

Insgesamt 64.026 Studienteilnehmerinnen waren nicht gegen HPV geimpft worden. 68.480 Mädchen hatten alle drei Impfdosen, 4135 nur zwei und 2051 nur eine Dosis des bivalenten Impfstoffs erhalten. Wie Palmer und seine Kollegen berichten, wurde insgesamt betrachtet die Rate an hochgradigen CIN-Läsionen durch die Impfung signifikant gesenkt.

Bei Frauen der Präimmunisierungskohorte mit Geburtsjahr 1988 lag die Rate an CIN3 oder höher bei 0,59 Prozent; bei Frauen mit dem Geburtsjahr 1995 oder 1996 betrug die Rate nur noch 0,06 Prozent. Das heißt, die Häufigkeit hochgradiger CIN-Läsionen wurde um 89 Prozent gesenkt.

Die Rate an CIN-Läsionen mindestens von Grad 2 wurde durch die HPV-Impfungum 88 Prozent verringert, und zwar von 1,44 auf 0,17 Prozent. Die CIN1-Rate reduzierte sich von 0,69 auf 0,15 Prozent um knapp 79 Prozent.

Wurden bei der Berechnung nur Frauen berücksichtigt, die alle drei Impfdosen erhalten hatten, ermittelten die Forscher eine Impfeffektivität bei CIN1 von 78 Prozent, bei CIN2 von 89 Prozent und bei CIN mindestens von Grad 3 von 86 Prozent. Die Ergebnisse bei Frauen mit nur einer Dosis oder mit zwei Impfdosen waren nicht signifikant.

Herdenschutz ist möglich

Schließlich halten die Forscher auch einen Herdenschutz in der Gruppe der Frauen der 1995/1996-Kohorte durch die HPV-Impfung für möglich. Bei den ungeimpften Frauen dieser Kohorte war die Wahrscheinlichkeit für eine CIN1-Läsion um 63 Prozent, die für CIN2-Läsionen um 67 Prozent und für CIN3-Läsionen um 100 Prozent reduziert. Vergleichsgruppe waren ungeimpfte, zwischen 1988 und 1990 geborene Frauen.

Die Wissenschaftler verweisen darauf, dass nur Frauen mit einem Zervixscreening im Alter von 20 Jahren an der Studie teilnahmen. Unter den vollständig geimpften Frauen in diesem Alter nehme in Schottland jede zweite Frau am Screening teil, von den ungeimpften seien es aber nur etwa 23 Prozent, sodass der Effekt der HPV-Impfung möglicherweise überschätzt werde. Sie halten es dennoch für legitim, die Ergebnisse verallgemeinern zu können, unter anderem aufgrund des Herdenschutzes.

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