Chronisch Kranke kaum grippegeimpft

FRANKFURT AM MAIN (ug). Das Ziel der WHO ist eine Influenza-Impfrate von 75 Prozent bei allen Risikopersonen ab dem kommenden Jahr. Davon ist Deutschland noch weit entfernt. So werden weniger als ein Drittel der chronisch Kranken geimpft.

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In der derzeitigen Diskussion um die Schweinegrippe wird vergessen, dass die saisonale Influenza eine massive Belastung für die Bevölkerung der ganzen Welt darstellt, so der Jenaer Virologe Professor Peter Wutzler in Frankfurt am Main.

Allein in Deutschland sterben in jeder Saison 5000 bis 8000 Patienten an Grippe. In den Wintern 2002/2003 und 2004/2005 waren es sogar 12 000 bis 22 000. Die WHO hat deshalb 2003 alle Mitgliedsstaaten aufgefordert, bis zum Jahr 2010 eine Impfrate von 75 Prozent bei allen Risikopersonen zu erreichen. In Deutschland liegen die Grippe-Impfraten bei Menschen über 60 jedoch nur bei 56 Prozent und bei chronisch Kranken bei nur 28 Prozent, so das Ergebnis einer neuen europäischen Studie, die der Virologe auf einer Veranstaltung von Sanofi Pasteur MSD vorgestellt hat. "Die unschönste Situation", so Wutzler, gebe es beim medizinischen Personal: In der Grippesaison 2006/2007 waren nur 20 Prozent, in der folgenden Saison 23 Prozent gegen Influenza geimpft - für den Virologen völlig unverständlich (wir berichteten).

Wutzler und sein Team haben 2005 in einer Studie herausfinden wollen, welche Gründe für und gegen die Entscheidung zu Grippeimpfung ausschlaggebend waren. Dabei zeigte sich, dass Hausärzte den größten Einfluss auf die Impfbereitschaft von Risikopatienten haben. Denn 71 Prozent der 900 Teilnehmer gaben an, sie hätten sich impfen lassen, weil ihr Hausarzt das empfohlen hatte. Und 39 Prozent sagten andererseits, sie seien nicht gegen Grippe geimpft, denn ihr Hausarzt habe sie nicht darauf angesprochen.

Sollten die WHO-Ziele im nächsten Jahr in Deutschland auch nur annähernd erreicht werden, kommt Hausärzten eine Schlüsselposition zu. Wutzler rät den Kollegen deshalb, Grippeimpfungen noch stärker zu empfehlen und vor allem Menschen über 60 Jahre systematisch darauf anzusprechen sowie auch mehr auf Recall-Systeme zu setzen.

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