Mehr Grippe-Geimpfte durch Pflicht zum Mundschutz

ERFURT (eis). Mit einer simplen Maßnahme lassen sich die Influenza-Impfraten in Kliniken steigern: der Mundschutzpflicht für ungeimpfte Ärzte und Pflegekräfte.

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Weit unter 50 Prozent des Personals in deutschen Klinken sei nach Schätzungen jedes Jahr gegen Influenza geimpft, wurde beim 3. Deutschen Influenza-Kongress in Erfurt berichtet. Und etwa jeder vierte Beschäftigte stecke sich während einer normalen Grippewelle an. Nach den Erfahrungen gingen zudem generell viele Mitarbeiter krank zur Arbeit. Nach einer Umfrage in einer US-Klinik machten dies 53 Prozent der dort Beschäftigten immer oder normalerweise und weitere 41 manchmal, wie Dr. Sabine Wicker von der Frankfurter Uniklinik berichtet hat.

Dass die Influenza-Impfung nicht nur eigenen Erkrankungen, sondern auch Ansteckungen von Patienten vorbeugt, ist Mitarbeitern offenbar nicht genug bewusst: In einer Umfrage an der Uniklinik Frankfurt am Main gaben nur 54 Prozent an, dass die Impfung auch dem Patientenschutz dient. Nosokomiale Influenza-Ausbrüche bei Patienten in Kliniken seien keine Seltenheit, sagte Dr. Sabine Wicker von der Uniklinik.

2002 hätten sich an der Frankfurter Klinik nur drei Prozent der Beschäftigten impfen lassen. Durch Aufklärungskampagnen seien die Raten von 19 Prozent im Jahr 2004/05 auf 33 Prozent im vergangenen Winter gestiegen. Handlungsbedarf habe im Januar 2009 bestanden: Die starke Grippewelle habe zu einem nosokomialen Ausbruch in einer Station mit Lungentransplantierten geführt, so die Arbeitsmedizinerin. Es wurde angeordnet, dass alle Ungeimpften nur noch mit Mundschutz am Patienten arbeiten dürfen. Binnen 10 Tagen sei die Influenza-Impfrate auf knapp 52 Prozent gestiegen. Mit mehr als 95 Prozent hätten sich dabei mehr Ärzte impfen lassen als Pflegepersonal (knapp 50 Prozent). "Besonders erfolgreich ist es, direkt auf den Stationen zu impfen", sagte Wicker. "Wir gehen dazu sogar in den OP."

Lesen Sie dazu auch: Saisonale Grippe: Impfmüdigkeit bei medizinischem Personal

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