Influenza plus Pneumonie

Doppel-Infekt macht Erreger aggressiver

Auch eigentlich harmlose Pneumokokken-Stämme werden bei Grippe-Patienten zu "tödlichen Killern".

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BRAUNSCHWEIG. Streptococcus pneumoniae ist für Grippe-Patienten noch deutlich gefährlicher als für Gesunde. Nach einer "Doppel-Infektion" mit Influenzaviren und Pneumokokken verläuft die Erkrankung stets besonders schwer, oft sogar tödlich, teilt das Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) mit. Dabei variieren die Abwehrreaktionen des Körpers auf das Bakterium sehr stark, je nach Bakterien-Stamm werden unterschiedliche Immunzellen und Botenstoffe aktiv, wie Forscher an Mäusen herausgefunden haben (Infect Immun 2016; online 19. September).

Alle untersuchten Streptococcus pneumonie-Stämme verhielten sich deutlich aggressiver, wenn sich im Wirt bereits kurz zuvor Influenzaviren eingenistet hatten – auch ansonsten harmlosere Serotypen wurden zu "tödlichen Killern". "Offenbar ist nach einer Grippeinfektion auch die körpereigene Abwehr gegen Bakterien geschwächt", wird Studienautorin Dunja Bruder in der HZI-Mitteilung zitiert.

"Dieser Effekt ist weitgehend unabhängig vom Pneumokokken-Stamm." Lag die Grippeinfektion jedoch schon länger zurück, waren es vor allem die hoch invasiven Pneumokokken-Stämme, die noch Probleme machten.

Große Unterschiede gab es bei der Art der Entzündungsreaktionen, die das Immunsystem der Mäuse zur Abwehr der Erreger einleitete."Wir fanden – je nach Pneumokokken-Stamm – unterschiedliche Konzentrationen verschiedener Botenstoffe, eine unterschiedliche Verteilung der wichtigsten Typen von Immunzellen in der Lunge und auch unterschiedliche Wege der Ausbreitung der Bakterien im Körper", sagt Niharika Sharma-Chawla, die Erstautorin der Studie.

So stieg etwa bei Ko-Infektionen mit bestimmten Pneumokokken-Stämmen die Zahl der Neutrophilen in der Lunge, die ja auch körpereigenes Gewebe angreifen können. Bei einem Stamm namens 19F nahm die Neutrophilen-Zahl nach Ko-Infektion dagegen ab, heißt es in der Mitteilung.

Dies könnte für die Therapie bei Pneumokokken-Superinfektionen von Bedeutung sein. Zusätzlich zu Antibiotika und antiviralen Medikamenten, benötigt man nach Ansicht der Forscher zusätzlich immunmodulierende Therapien, um überschießende Entzündungsreationen zu verhindern. Die Immunmodulatoren, so die Hoffnung, könnte man in Zukunft zielgerichteter auswählen, wenn man sie auf den Bakterientyp abstimmt. (eb)

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