Frühgeburt und Co.

Schwangere mit Influenza gefährden ihr ungeborenes Kind

Geringes Geburtsgewicht, Frühgeburt und niedrige Apgar-Werte beim Kind können Folgen schwerer Grippe bei Schwangeren sein. Experten mahnen zu konsequenter Prävention und Therapie.

Wolfgang GeisselVon Wolfgang Geissel Veröffentlicht:
In der Schwangerschaft ist das Immunsystem herunterreguliert. Grippeviren gefährden dann Mutter und Kind.

In der Schwangerschaft ist das Immunsystem herunterreguliert. Grippeviren gefährden dann Mutter und Kind.

© artem /stock.adobe.com

ATLANTA. Schwangere haben ein erhöhtes Risiko für schwere Influenza-Komplikationen. Denn das Immunsystem wird bekanntlich in der Schwangerschaft herunterreguliert, um Abstoßungsreaktionen gegenüber dem Kind zu vermeiden. Außer die Mütter bedroht eine schwere Influenza aber auch das Ungeborene.

Die Risiko-Steigerung bei Kindern influenzakranker Mütter haben jetzt Präventionsexperten um Kim Newsome von den US-Centers for Disease Control and Prevention (CDC) analysiert (Birth Defect Res. 2019; 111: 88). Die Forscher haben dabei aus der Zeit der Grippe-Pandemie von 2009 das Outcome der Neugeborenen von Schwangeren mit und ohne Influenza verglichen. Ausgewertet wurden dazu Registerdaten von Zentren aus fünf US-Staaten, und zwar von 490 Frauen mit H1N1-Influenza sowie von 1451 Frauen ohne bekannte Influenza und zudem von 1146 Schwangeren aus den Jahren vor der Pandemie.

Ergebnis: Komplikationen waren nur bei den 64 Frauen mit Influenza aufgetreten, die deswegen auf einer Intensivstation behandelt worden waren. Bereinigt nach Störfaktoren wurde bei ihnen im Vergleich zu Frauen ohne Influenza das adjustierte relative Risiko gesteigert

  • für eine Frühgeburt (<37 Schwangerschaftswoche) 3,9-fach,
  • für ein Kind mit niedrigem Geburtsgewicht (<2500 g) 4,6-fach und
  • für ein Kind mit niedrigem Apgar-Wert (=6, fünf Minuten nach Geburt erhoben) 8,7-fach.

Verglichen wurden auch Frauen mit schwerer Influenza während oder nach der Geburt: Bei Geburt während Erkrankung war das Risiko für Frühgeburt sowie für niedriges Geburtsgewicht oder niedrigen Apgar-Score erhöht. Bei Frauen mit schwerer Influenza im ersten Trimenon war das Risiko für eine Frühgeburt im Vergleich zu influenzakranken Frauen in anderen Schwangerschaftsstadien verdreifacht.

Eine leichte Influenza hingegen hat das Risiko für ein schlechtes Outcome nicht gesteigert, und zwar selbst dann, wenn die Frauen deswegen stationär behandelt werden mussten.

Wann eine Impfung bei Schwangeren erfolgen sollte

Die Forscher appellieren an Ärzte, Schwangere in der Grippesaison konsequent zu impfen. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Influenza-Impfung für alle Schwangeren ab dem 2. Trimenon und bei erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge eines Grundleidens ab 1. Trimenon. Davon können auch die Neugeborenen durch Nestschutz profitieren.

Das Robert Koch-Institut empfiehlt zudem in seinem Ratgeber Influenza: „Wenn ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf besteht, zum Beispiel durch Vorerkrankungen oder eine Schwangerschaft, sollte eine antivirale Therapie erwogen werden.“

Mehr zum Thema

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Hämatologe gibt Tipps

Krebspatienten impfen: Das gilt es zu beachten

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

NHANES-Analyse

Bei Hörminderung: Hörgeräteträger leben länger

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen

Lesetipps
Neue Hoffnung für Patienten mit Glioblastom: In zwei Pilotstudien mit zwei unterschiedlichen CAR-T-Zelltherapien blieb die Erkrankung bei einigen Patienten über mehrere Monate hinweg stabil. (Symbolbild)

© Richman Photo / stock.adobe.com

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert