Pneumonie

Ultraschall ergänzt bei Kindern die Diagnostik

Wenn bei einem Kind der Verdacht auf eine Pneumonie besteht, kann die Erkrankung mit hoher Sicherheit per Ultraschall bestätigt werden.

Von Beate Schumacher Veröffentlicht:
Bei Pneumonieverdacht kann sich an die körperliche Untersuchung eine Sonografie anschließen.

Bei Pneumonieverdacht kann sich an die körperliche Untersuchung eine Sonografie anschließen.

© prism68/shutterstock

NEW YORK. Typische Ultraschallbefunde einer Lungenentzündung - konsolidierte Parenchymabschnitte und ein ausgeprägtes Bronchoaerogramm - wurden schon vor mehr als 25 Jahren bei erkrankten Kindern beschrieben.

Jetzt bestätigt eine Studie aus New York, dass die Sonografie eine wertvolle Ergänzung der körperlichen Untersuchung darstellt.

Klinikärzte waren bereits nach einem einstündigen Training in der Lage, Pneumonien bei Kindern und Jugendlichen schnell und mit hoher Treffsicherheit zu erkennen.

Studie mit 200 Teilnehmern

An der Studie waren 200 Patienten unter 21 Jahren beteiligt, bei denen aufgrund von Anamnese und Auskultationsbefund der Verdacht auf eine Pneumonie bestand.

Röntgenologisch bestätigte sich dieser Verdacht bei 36 Studienteilnehmern (18 Prozent). Per Ultraschall wurde dagegen bei 49 Patienten (24,5 Prozent) eine Pneumonie diagnostiziert, darunter 36 Patienten mit Lungenkonsolidierungen von mehr als 1 cm (Arch Pediatr Adolesc Med. 2012; online 10. Dezember).

Bei 18 Patienten war das radiologische Ergebnis negativ, das sonografische jedoch positiv: Die Diskrepanz beruhte vor allem darauf, dass der Röntgenthorax zwar die Standarddiagnostik darstellt, aber Pneumonieherde unter 1,5 cm in der Regel nicht detektiert.

So hatten 13 dieser Patienten Lungenverdichtungen unter 1 cm, denen bei zwölf Patienten eine Pneumonie zugrunde lag, die erfolgreich mit Antibiotika behandelt werden konnte.

Bei weiteren zwei Patienten hatten die Ärzte die Ultraschalldarstellung (von Milz und Luft im Magen) falsch interpretiert. Und nur bei drei Patienten lieferte der Ultraschall ein falsch-positives Ergebnis.

Ultraschall eine vielversprechende Alternative

Umgekehrt gab es fünf Patienten mit radiologisch diagnostizierter Pneumonie, die im Ultraschall keinen Befund hatten: In zwei Fällen hatte der auswertende Arzt Lungenverdichtung und Bronchoaerogramm übersehen, in drei Fällen war das Bild tatsächlich unauffällig.

Damit hatte der Ultraschall insgesamt eine Sensitivität von 86 Prozent und eine Spezifität von 89 Prozent. Wenn nur Patienten mit Lungenkonsolidierungen von mehr als 1 cm berücksichtigt wurden, betrug die Spezifität - bei unveränderter Sensitivität - sogar 96 Prozent.

Die Autoren aus New York betonen die Vorzüge dieser Diagnostik: fehlende Strahlenbelastung und ambulante Untersuchung. Das mache den Ultraschall zu einer vielversprechenden Alternative für die rasche Vor-Ort-Diagnostik.

Dem schließt sich das Editorial an: "Nach mehr als 25 Jahren ist das Warten vorbei; jetzt ist es an der Zeit für den Routineeinsatz von Lungen- und Pleura-Ultraschall zur Pneumoniediagnostik bei Kindern."

Quelle: www.springermedizin.de

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