Kommentar

Gerüchte haben lange Beine

Von Veronika Schlimpert Veröffentlicht:

Gerüchte halten sich oft hartnäckig. Ein Beispiel ist das Vorurteil, dass die Masernimpfung angeblich das Autismusrisiko erhöht. Dahinter steckt eine Studie, die 1998 im Fachblatt "Lancet" erschien und diesen Zusammenhang beweisen wollte.

Sie wurde später wegen grober Fehler und Betrugsvorwürfen zurückgezogen, dem Hauptautor Dr. Andrew Wakefield sogar die Approbation entzogen. Dennoch stehen viele Eltern der MMR-Impfung skeptisch gegenüber - trotz vieler Studien, in denen der Autismusverdacht ausgeräumt worden ist.

Wie eine aktuelle Untersuchung zeigt, sind gerade Eltern, die ein autistisches Kind haben, bei den Geschwistern besonders zurückhaltend mit der Impfung.

Diese Sorge ist unberechtigt: Selbst bei Kindern, die erblich bedingt ein erhöhtes Autismusrisiko haben, besteht laut den Ergebnissen nach Masernimpfung keine erhöhte Gefahr.

Masern in Europa auszurotten, ist ein ehrgeiziges Ziel der WHO. Erreichen lässt es sich nur, indem man das Vertrauen zum Impfen in der Bevölkerung fördert. Ob man mit der Studie Vorbehalte der Impfskeptiker aus der Welt schaffen kann, ist zu bezweifeln.

Viel mehr an Aufklärungsarbeit ist nötig, damit Masernausbrüche wie der jüngste in Berlin in Deutschland eines Tages der Vergangenheit angehören.

Lesen Sie dazu auch: Studie widerlegt Vorurteil: Masern-Impfung erhöht Autismus-Risiko nicht

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

„ÄrzteTag“-Podcast

Was steckt hinter dem Alice-im-Wunderland-Syndrom, Dr. Jürgens?

Lesetipps
Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert

Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken