Multiresistente Keime

Schnelltest für mobiles Resistenzgen

Forscher haben einen Schnelltest evaluiert, mit dem das mobile Colistin-Resistenzgen innerhalb von zwanzig Minuten nachweisbar ist.

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GIESSEN. Als letzte Therapiemöglichkeit gegen multiresistente Keime wird vor allem in Kliniken das "Reserve-Antibiotikum" Colistin eingesetzt. Doch es gibt bereits Darmbakterien, die auch gegen Colistin unempfindlich geworden sind – Ursache dafür ist das mobile Resistenzgen mcr-1. Bakterien mit diesem Resistenzgen wurden Anfang 2016 erstmals in Deutschland gefunden, teilt das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) in Gießen mit. Seither wächst die Angst vor einem "Superkeim", gegen den auch Notfall-Antibiotika keine Chance mehr haben. Die Gefahr einer weiteren Verbreitung dieser Colistin-Resistenz ist groß, denn sie kommt vor allem auf Plasmiden (sogenannten beweglichen genetischen Elementen) vor. Diese können relativ einfach zwischen unterschiedlichen Bakterienarten übertragen werden.

"Es ist wichtig, die mobile mcr-1-Resistenz möglichst schnell nachzuweisen, um einer weiteren Übertragung vorzubeugen", wird Linda Falgenhauer, DZIF-Wissenschaftlerin und eine Autorin der Studie zitiert, in der der Schnelltest evaluiert wurde (AAC 2017, online 30. Januar). Für die Evaluation wurden 104 bakterielle Isolate aus Tier, Mensch und Umwelt dem molekularen Schnelltest unterzogen: Die Resultate wurden verglichen mit denen, die sich aus einer vollständigen Genom-Sequenzierung oder PCR ergaben, und es zeigte sich eine hundertprozentige Sensitivität und Spezifität. Der Test konnte klar zwischen der herkömmlichen und der auf Plasmiden lokalisierten Colistin-Resistenz unterscheiden. "Die Ergebnisse für eine Probe liegen bereits nach zwanzig Minuten vor", erklärt Judith Schmiedel aus dem Gießener Team. Beim herkömmlichen Verfahren müsse man mehrere Stunden darauf warten. Zudem sei das System so unkompliziert, dass es künftig zur Diagnose in Krankenhäusern, aber auch in der Nutztier- oder Lebensmittelproduktion weiterentwickelt werden sollte. Der Schnelltest ist allerdings noch limitiert, da eine direkte Anwendung des Systems aus Probenmaterial noch nicht evaluiert worden ist. Derzeit werden zunächst noch Bakterienkulturen angelegt. Aber die Wissenschaftler sind überzeugt davon, dass eine Weiterentwicklung nur eine Frage der Zeit ist.(eb)

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