Neue Antibiotika

Orchideen gegen Infektionen

Forscher haben eine neue Antibiotika-Struktur beschrieben, die gegen MRSA wirken könnte.

Veröffentlicht:

STUTTGART / TÜBINGEN. Orchideen der Spezies Clusia rosea liefern Ausgangsstoffe für neue Antibiotika. Derivate der in diesen Pflanzen enthaltenen polyzkylischen polyprenylierten Acylphloroglucine (PPAP) sind potente Antibiotika gegen multiresistente Krankheitserreger, haben Forscher der Universitäten Stuttgart und Tübingen herausgefunden. Die nicht-natürlichen PPAP weisen eine Aktivität wie gängige Reserveantibiotika (zum Beispiel Vancomycin oder Teicoplanin) auf, behindern aber nicht die Zellwandbiosynthese und sind in nur wenigen Herstellungsschritten auch in größeren Mengen verfügbar (Angewandte Chemie 2017, online 17. November).

In einer Mitteilung der Uni Stuttgart sprechen die Forscher von sehr guten bis exzellenten Aktivitäten der PPAP gegen sieben Problemstämme. Zudem haben die PPAP eine sehr geringe Toxizität gegenüber menschlichen Zellen. Dies mache diese Verbindungen deshalb auch zu ausgezeichneten Quellen für die Entwicklung weiterer Antibiotika. Die Forscher hoffen darauf, dass die künftigen Medikamente bei einem Großteil der Klinikinfektionen wie Pneumonien oder Meningitiden helfen.

Weltweit wird eine zunehmende Zahl von Keimen registriert, gegen die die gängigen verfügbaren Antibiotika nicht wirken. Die WHO hat aus diesem Grunde die Entwicklung neuer Antibiotika gegen Methicilin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA) priorisiert. Die momentan gängigen Reserveantibiotika basieren häufig auf komplexen, zyklischen Peptiden und hemmen unter anderem die Zellwandbiosynthese, also den Aufbau der Bakterienzellwand Gram-positiver Bakterien, erinnert die Uni Stuttgart in der Meldung. Diese Bakteriengruppe unterscheide sich von Gram-negativen Bakterien dadurch, dass ihre Zellwand aus einem Peptidglycon und nicht aus einer Lipidschicht besteht. Allerdings steige auch die Zahl der Berichte über Vancomycin-resistente Staphylococcus aureus-Stämme (VRSA). (eb)

Schlagworte:
Mehr zum Thema

Viele Studien, wenig Evidenz

Phagentherapie – der lange Weg in die klinische Anwendung

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken

Gesundheitsminister Lauterbach hat angekündigt, den Entwurf für die Klinikreform am 8. Mai im Kabinett beraten lassen zu wollen. 

© picture alliance / Geisler-Fotopress

Großes Reformpuzzle

So will Lauterbach den Krankenhaus-Sektor umbauen