Proben aus Supermärkten

Multiresistente Keime auf Rohkost und Salat

Auf Frischeprodukten aus dem Supermarkt haben Forscher antibiotikaresistente Bakterien gefunden– für das BfR ein „besorgniserregender Nachweis“.

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BRAUNSCHWEIG / BERLIN. Von fertig geschnittenem und in Folie verpacktem Salat ist ja bekannt, dass er mit Hygiene-relevanten Keimen kontaminiert sein kann.

Dass darunter auch Keime sind, die Resistenzen gegen Antibiotika tragen, hat nun eine Arbeitsgruppe des Julius Kühn-Instituts (JKI) gemeinsam mit Kollegen nachgewiesen (mBio 2018; 9(6):e01300-18).

Für die Untersuchungen kauften die Forscher um Khald Blau vom JKI in deutschen Supermärkten Mix-Salate, Rucola und die Gewürzpflanze Koriander. Die Proben wurden anschließend untersucht, um die Gesamtheit der übertragbaren Antibiotika-Resistenzgene in E. coli auf diesen Lebensmitteln zu ermitteln.

"Besorgniserregender Nachweis"

Die Wissenschaftler konzentrierten sich bei den Untersuchungen auf den Teil der E. coli-Bakterien, die gegen den Wirkstoff Tetrazyklin resistent sind.

Denn Tetrazyklin-Antibiotika werden bekanntlich in der Tierhaltung eingesetzt, wo sie etwa im Darm der Nutztiere die Entwicklung und Vermehrung resistenter Keime fördern können.

Es sei eine beachtliche Vielfalt von übertragbaren Plasmiden mit diesen Resistenzgenen in den E. coli auf allen drei geprüften Lebensmitteln gefunden worden, heißt es in der Mitteilung.

„Dieser besorgniserregende Nachweis reiht sich in ähnliche Befunde bei anderen Lebensmitteln ein“, wird Professor Andreas Hensel, Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR), zitiert. Was dies für das gesundheitliche Risiko der Verbraucher bedeute, werde jetzt vordringlich bewertet.

Generell rät das BfR aufgrund der aktuellen Studie, Rohkost, Blattsalate und frische Kräuter vor dem Verzehr gründlich mit Trinkwasser zu waschen, um das Risiko der Aufnahme von Krankheitserregern oder antibiotikaresistenten Bakterien zu minimieren.

Durch Waschen lassen sich Keime nicht sicher entfernen

Schwangere und immungeschwächte Personen sollten darüber hinaus zum Schutz vor lebensmittelbedingten Infektionen auf den Verzehr von vorgeschnittenen und verpackten Salaten vorsichtshalber verzichten und stattdessen Salate aus frischen und gründlich gewaschenen Zutaten kurz vor dem Verzehr selbst zubereiten.

Durch das Waschen lassen sich die auf den pflanzlichen Lebensmitteln möglicherweise vorhandenen Krankheitserreger oder antibiotikaresistenten Bakterien allerdings nicht sicher entfernen.

Deshalb sei es in seltenen Einzelfällen notwendig, dass besonders immungeschwächte Personen gemäß Anweisung ihrer behandelnden Ärzte, Gemüse und frische Kräuter vor dem Verzehr ausreichend (also mindestens zwei Minuten auf 70°C im Inneren des Lebensmittels) erhitzen, erinnert das Bundesamt in der Mitteilung. (eb)

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