Studie an Fischen

Wie Bakterien Viren für sich nutzen

Forschungsergebnisse lassen vermuten, dass Bakterien mithilfe von Viren Antibiotikaresistenzen austauschen.

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Resistenzen werden wohl auch durch Viren zwischen Bakterien übertragen, so Forscher nach einer Studie.

Resistenzen werden wohl auch durch Viren zwischen Bakterien übertragen, so Forscher nach einer Studie.

© fotohansel / stock.adobe.com

MÜNCHEN. Neue Erkenntnisse zu den Übertragungsmechanismen von Antibiotikaresistenzen zwischen Bakterien haben Forscher aus München bei Versuchen mit Fischen gewonnen. Die Mechanismen seien vielfältiger als bisher angenommen, teilt das Helmholtz Zentrum München mit.

Für die Studie hätten Forscher um Professor Michael Schloter vom Helmholtz Zentrum zusammen mit Forschern der Universitäten Kopenhagen und Campinas in Brasilien Fische der südamerikanischen Spezies Piaractus mesopotamicus in einer Aquakultur untersucht.

Die Tiere hätten über 34 Tage das Antibiotikum Florfenicol mit der Nahrung bekommen, währenddessen und danach hätten die Wissenschaftler Proben aus dem Verdauungstrakt genommen und nach entsprechenden genetischen Veränderungen bei den dort ansässigen Bakterien gesucht (Microbiome 2019; 7: 24).

„Wie erwartet führte die Gabe des Antibiotikums zu einer Zunahme der Gene, die für entsprechende Resistenzen verantwortlich sind“, wird Johan Sebastian Sáenz Medina in der Mitteilung zitiert, Erstautor und Doktorand in München. „Ein Beispiel sind etwa Gene für Pumpenproteine, die den Wirkstoff einfach wieder aus den Bakterien heraus transportieren".

Mobile genetische Elemente

"Besonders interessant war für uns aber auch die zunehmende Zahl mobiler genetischer Elemente in der Nähe dieser Resistenz-Gene“, ergänzt Sáenz Medina. „Das ließ vermuten, dass die Bakterien Resistenzen auch durch Viren untereinander austauschen.“

Weitere metagenomische Untersuchungen bestätigten, dass diese mobilen genetischen Elemente quer durch das Genom springen, dabei Teile des Erbguts mitreißen – darunter auch die Resistenzgene – und andernorts wieder einfügen, heißt es in der Mitteilung des Zentrums. Bisher sei man davon ausgegangen, dass vor allem Plasmide für den Austausch von Resistenzgenen verantwortlich sind.

„Die Erkenntnis, dass die Resistenzen auch abseits von Plasmiden im großen Umfang zwischen Bakterien übertragen werden, ist durchaus überraschend“, ordnet Schloter die Studie ein. „Darauf aufbauend sollten entsprechende Ausbreitungsmodelle überprüft und angepasst werden. Zudem regen unsere Daten durchaus zum Nachdenken an, ob und in welchem Umfang man die weltweit zunehmende Anzahl von Aquakulturen mit Antibiotika betreiben sollte.“ (eb)

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