Kuschlige Zwergkaninchen können garstige Pilze übertragen

MÖLBIS/DRESDEN (bib). So schön Haustiere für Kinder sein mögen - mitunter übertragen die haarigen Freunde Krankheiten, etwa Pilzinfektionen. Solche Mykosen können sehr schwer verlaufen, werden häufig nicht richtig erkannt und erfordern meist eine systemische antimykotische Therapie.

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Fallen bei Kindern in kreisrunden Arealen die Haare aus, ist nach Angaben von Professor Uwe Wollina von der Hautklinik am Krankenhaus Friedrichstadt in Dresden eine Tinea capitis eine wichtige Differentialdiagnose. Das Problem: Oft wird nur an einen bakteriellen Infekt gedacht und erfolglos antiseptisch sowie antibiotisch behandelt.

    Kreisrunder Haarausfall - das könnte eine Tinea capitis sein.
   

Häufigster durch Nagetiere übertragener Dermatophyt in Deutschland ist Microsporum canis. Der Erreger verursacht oft eine Alopecia areata ohne Entzündung der Kopfhaut. Im Mittelmeerraum dominieren Trichophyton-Arten. Letztere führen eher zu erythemato-squamösen Herden mit abbrechenden Haarschäften, die an ein Stoppelfeld erinnern.

Die Pilze werden von Tieren auf Menschen, aber auch von Mensch zu Mensch übertragen. Die letzte Microsporie-Endemie in Deutschland hat es in den 60er Jahren in Sachsen-Anhalt gegeben (hautnah dermatologie 6, 2004, 312).

Weil zunehmend kleine Nagetiere wie Meerschweinchen oder Zwergkaninchen als Haustiere gehaltenen werden, muß nach Einschätzung von Privatdozent Pietro Nenoff aus Mölbis auch mehr mit Mykosen durch Trichophyton mentagrophytes gerechnet werden. Es erkranken meist Kinder und Jugendliche an dem Erreger. Die Läsionen können Kopf und Körper betreffen, zeigen sich aber oft erst an Händen und Unterarmen, wo die hochkontagiösen Erreger nach einer Berührung mit infizierten Tieren haften bleiben.

Die Infektion kann tief in das Gewebe reichen, nässen und auch Blasen bilden. Deshalb wird oft zunächst eine bakterielle Infektion wie Impetigo contagiosa oder eine superinfizierte Dermatose vermutet. "Das klinische Bild wird oft nicht einer Mykose zugeordnet", so der Mikrobiologe (Akt Dermatol 30, 2004, 483).

Zur Diagnostik eignen sich Nativpräparat und Kulturen, die außer bei 37°C auch bei 28 bis 32°C über mindestens zwei, besser drei Wochen bebrütet werden sollten. Nenoff: "Bei schuppenden Hautveränderungen ist es zweckmäßig, immer auch Hautschuppen zur mykologischen Diagnostik zu entnehmen."

Eine Lokaltherapie reicht meist nicht. "Heute wird die Kombination von interner und externer Behandlung empfohlen", so Wollina. Bei Trichophytie genüge zum Teil eine 14tägige Behandlung, bei Microsporie empfiehlt der Dermatologe, über vier Wochen Terbinafin zu geben.

Das Präparat kann bei Kindern nur off-label verwendet werden und erfordert Aufklärung und Einverständnis der Eltern. Mit deutlich höheren Heilungsraten sei es aber einer achtwöchigen Therapie mit Griseofulvin in mehreren Studien überlegen gewesen, so Wollina.

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