Schweinegrippe in den USA

Ärzte erinnern an H1N1-Therapie

Die Schweinegrippe ist zurück - zumindest in den USA. Dort sorgt sie für die meisten Influenzafälle. US-Ärzte erinnern deswegen an erfolgreiche Therapiestrategien.

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Szene aus Los Angeles im Jahr 2009: Massenandrang zu H1N1-Impfung. Der Subtyp von damals sorgt in dieser Saison für die meisten Influenzafälle.

Szene aus Los Angeles im Jahr 2009: Massenandrang zu H1N1-Impfung. Der Subtyp von damals sorgt in dieser Saison für die meisten Influenzafälle.

© Paul Buck / epa / dpa

ANN ARBOR. Vier Jahre ist es her, dass die Schweinegrippe weltweit für Schlagzeilen sorgte. Jetzt erinnern US-Ärzte erneut an die möglichen Therapiestrategien im Umgang mit H1N1-infizierten Patienten. Denn in der diesjährigen Influenzasaison ist A(H1N1)pdm09 in den USA der maßgebliche Grippeerreger.

Spätestens seit der Pandemie von vor vier Jahren zirkuliert der Stamm. Auch in Deutschland ist er seither während der saisonalen Influenzawellen immer wieder nachweisbar. In den USA stellt er jetzt allerdings mit rund 60 Prozent den überwiegenden Teil der positiven Labornachweise.

In der Kalenderwoche 7 waren nach Angaben der Centers für Disease Control and Prevention (CDC) in Atlanta von 14 Prozent positiv auf Influenza getesteter Proben immerhin 48 Prozent der pandemische H1N1-Stamm aus dem Jahr 2009 (A/California/7/2009-like), bei etwa genauso vielen Proben wurde der Subtyp jedoch gar nicht erst spezifiziert. Gut möglich also, dass der H1N1-Anteil in der diesjährigen Saison deutlich höher ist.

Ärzte um Dr. Lena Napolitano von der Universität Michigan in Ann Arbor erinnern ihre Kollegen nun deswegen an die typischen Verläufe und Komplikationen von H1N1-Infektionen (JAMA 2014; online 24. Februar). Dazu zählt vor allem das akute Atemnotsyndrom (ARDS), das sich während der 2009er Pandemie als hohes Mortalitätsrisiko herausgestellt hat.

Vor allem junge Menschen waren damals betroffen, sie entwickelt oft binnen weniger Stunden nach der Hospitalisierung ein ARDS. Der hohe Anteil junger Patienten wurde damals neben einer geringeren Durchimpfungsrate auch mit deren H1N1-Naivität Verbindung gebracht. Ältere Menschen könnten zudem eine crossreaktive Immunität aus früheren Influenzaepidemien mit H1N1-ähnlichen Influenzastämmen erworben haben.

Napolitano und ihre Kollegen erinnern, dass eine früh begonnene antivirale Therapie mit Neuraminidasehemmern den klinischen Outcome verbessern könnte. Allerdings gebe es dafür nur Beobachtungsstudien, es fehle die "robuste Evidenz" von randomisiert-kontrollierten Studien.

Dennoch, so Napolitano, sei eine rasche Oseltamivir-Therapie noch vor endgültigen Labornachweisen zu empfehlen. Beim Nachweis von Oseltamivir-resistenten Stämmen oder bei Patienten, denen Arzneien nicht mehr oral verabreicht werden können, biete sich ein Therapieversuch mit Zanamivir i.v. an.

Kortikosteroide sollten zudem mit Vorsicht eingesetzt werden, erinnern die US-Ärzte. Sie seien möglicherweise mit einer prolongierten Virusreplikation verbunden und bärgen die Gefahr einer Koinfektion mit gramnegativen Bakterien oder einer Pilzpneumonie.

Als mögliche Begleiterkrankungen seien zudem Infektionen mit S. aureus, pneumoniae und pyogenes bekannt. In diesen Fällen empfehlen Napolitano et al. eine rasche Breitbandantibiose.

Eine gefürchtete Komplikation beim ARDS ist ein Versagen der Lungenfunktion mit den Folgen einer schweren Hypoxämie. Kliniken sollten deswegen an eine frühzeitige Verlegung betroffener Patienten in eine Schwerpunktklinik denken, in denen etwa eine extrakorporale Membranoxygenierung (ECMO) möglich ist, empfehlen die US-Experten.

Auch andere "Rettungsstrategien" seien mit Vorsicht zu genießen und nur bei sehr schweren Verläufen angezeigt. Dazu zählen Napolitano und ihre Kollegen neben der ECMO auch die Bauchlage der Patienten, eine neuromuskuläre Blockade, die Stickstoffmonoxid-Therapie und andere Maßnahmen zur Überbrückung der akuten Lungenfunktionsstörung, wie etwa die PEEP. (nös)

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