Resolution

WHO macht Sepsis zum Schwerpunkt

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GENF. Das Krankheitsbild Sepsis wurde am Freitag von der World Health Assemby (WHA), dem Entscheidungsorgan der WHO, als vorrangig zu bekämpfendes Gesundheitsproblem eingestuft.

Mit der Resolution zur "Verbesserung der Prävention, Diagnose und Behandlung der Sepsis" folgte die WHO/WHA einer langjährigen Forderung der Global Sepsis Alliance (GSA) und der World Sepsis Tag Bewegung. Die WHA fordert darin die 194 UN-Mitgliedsstaaten auf, angemessene Maßnahmen einzuleiten, damit weniger Menschen an Sepsis erkranken, Erkrankte schneller und besser behandelt werden und die Kosten für die Gesundheitssysteme sinken, teilt die GSA mit.

Aufgrund eines Antrags von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe, der von zahlreichen Ländern und dem WHO Executive Board unterstützt wurde, habe die WHA auf ihrem 70. Treffen in Genf diese Resolution verabschiedet.

In Deutschland sei die Sepsis-Sterblichkeit im Vergleich zu einigen anderen Industrieändern überdurchschnittlich hoch. "Sepsis fordert inzwischen mehr Todesopfer pro Jahr als Darm- und Brustkrebs und Aids zusammen und ist die Nummer eins bei den vermeidbaren Todesfällen. Diese Resolution ist deshalb ein Meilenstein zur Erhöhung der Patientensicherheit auf der ganzen Welt", wird Professor Konrad Reinhart zitiert, der Vorsitzende der Global Sepsis Alliance und Seniorprofessor am Universitätsklinikum Jena .

Die Sepsis-Resolution enthält unter anderem folgende Forderungen und Fakten:

1. Die Information, dass jedes Jahr weltweit sechs Millionen Menschen an Sepsis sterben, und die Mehrzahl dieser Todesfälle vermeidbar ist.

2. Den Hinweis, dass Sepsis als systemische Entzündungsreaktion auf eine Infektion weltweit die häufigste Todesursache bei Infektionskrankheiten darstellt.

3. Die Feststellung, dass Sepsis die lebenswichtigste Indikation für den verantwortungsvollen Einsatz effektiver Antibiotika darstellt, und dass das Versäumen einer angemessenen und rechtzeitigen klinischen Behandlung der Sepsis – einschließlich wirksamer Antibiotika –fast immer tödlich ist.

4. Den dringenden Appell an alle UN-Mitgliedstaaten, Maßnahmen zur Sepsisprävention zu fördern, zum Beispiel hygienischere Geburtsbedingungen, Maßnahmen zur Infektionsprävention bei chirurgischen Eingriffen, verbesserte Sanitärbedingungen und sauberes Wasser.

5. Den Hinweis, dass viele Krankheiten, die durch eine Impfung verhindert werden könnten, maßgeblich zu steigenden Sepsiszahlen beitragen, und dass die Mitgliedstaaten effektive und kostengünstige neue Impfstoffe in ihre nationalen Impfprogramme integrieren sollten.

6. Den eindringlichen Hinweis, dass Sepsis ein medizinischer Notfall ist, der unverzügliches Handeln erfordert, und dass sowohl medizinische Laien als auch Fachpersonal besser auf diesem Gebiet informiert, bzw. ausgebildet sein sollten.

7. Die Forderung an die UN-Mitgliedstaaten, Forschungsprojekte zu fördern, die auf die Entwicklung innovativer Methoden für die Vorbeugung, Diagnose und Behandlung der Sepsis abzielen.

8. Die Betonung der Notwendigkeit, in der Kommunikation mit Patienten, Angehörigen und anderen Gesprächspartnern konsequent der Begriff "Sepsis" zu verwenden, um den Bekanntheitsgrad der Erkrankung weiter zu steigern, und dass der Welt-Sepsis-Tag, der jedes Jahr am 13. September stattfindet, hierzu gut geeignet ist.

9. Den Bedarf an integrierten, ganzheitlichen Ansätzen zur Prävention und klinischen Behandlung der Sepsis einschließlich des Zugangs zu angemessener Gesundheitsversorgung für Überlebende, die oft an schwerwiegenden Folgen leiden.

10. Die Forderung, die "International Classification of Diseases" der WHO so zu optimieren, dass damit die Häufigkeit und Art der die Sepsis auslösenden Infektionen besser dokumentiert werden kann, da diese für die Entwicklung faktenbasierter Strategien durch die politischen Entscheidungsträger von Wichtigkeit ist.

Vertreter der WHO werden gemeinsam mit der GSA eine Task Force bilden, um die Umsetzung der Forderungen dieser Resolution, die für alle 194 Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen verbindlich sind, zu unterstützen, heißt es in der Mitteilung der GSA.

Die Resolution fordere den Generaldirektor auf, 2018 und 2020 dem Executive Board der WHO über den Umsetzungsgrat der Resolution in den einzelnen Mitgliedsstaaten zu berichten.(eb)

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