Heilungsrate bei Tuberkulose ist in Deutschland nicht optimal

BERLIN (otc). Rückläufige Meldezahlen bei der Tuberkulose (TB) in Deutschland können nicht als Entwarnung gelten. Denn zum einen gibt es auch in Deutschland deutliche regionale Unterschiede der Inzidenzen, und zum anderen steigen die Raten resistenter Erreger an.

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"Wir können es uns nicht leisten, Patienten mit Tuberkulose nicht oder zu spät zu therapieren", sagte Privatdozent Walter Haas vom Robert-Koch-Institut in Berlin beim 46. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie.

So liege die Zahl der Patienten, die erfolgreich ihre Behandlung abschließen, in Deutschland bei 77,4 Prozent, sagte Haas. Somit werden die Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation, die 85 Prozent Abschluß der Therapie oder Heilung fordert, nicht erreicht.

Zwar sei die Zahl der Neuerkrankungen mit TB weiter rückläufig - sie betrage inzwischen 8,7 pro 100 000 Einwohner (7184 Patienten) -, und Deutschland könne somit zurecht als ein Niedrig-Inzidenz-Land eingestuft werden, so Haas in Berlin.

Aber es gebe in Deutschland deutliche regionale Unterschiede. So seien besonders in den Stadtstaaten und den Ballungsräumen die Patientenzahlen deutlich höher, was vor allem auf die dort stattfindende Migration und den internationalen Austausch zurückzuführen sei. Hamburg weise mit zwölf pro 100 000 die höchste und Schleswig-Holstein mit fünf pro 100 000 die niedrigste Inzidenz auf.

Daß die Migration von besonderer Bedeutung ist, sieht man vor allem daran, daß bei Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit eine Inzidenz von über 31 TB-Patienten pro 100 000 Einwohner zu beobachten ist. Zum Vergleich: Bei Menschen mit deutscher Staatsangehörigkeit liegt die Inzidenz bei sechs pro 100 000.

"Man muß besonders die Situation der Resistenzen im Auge behalten, denn hier haben wir in Deutschland eine Entwicklung, die wir zumindest mit großer Aufmerksamkeit, vielleicht sogar mit Sorge betrachten müssen", sagte Haas. Denn der Anteil von Erregern mit Resistenzen gegen mindestens eines der fünf Medikamente der ersten Wahl sei kontinuierlich von elf Prozent im Jahr 2001 auf über 13 Prozent im Jahr 2003 gestiegen.

Der Anteil von multiresistenten Erregern, die gegen die beiden wichtigsten Medikamente der ersten Wahl (Rifampicin und Isoniacid) resistent sind, blieb zwischen 2,2 Prozent im Jahr 2001 und 2,1 Prozent im Jahr 2003 weitgehend konstant. Zahlen aus anderen westeuropäischen Ländern lägen hier bei etwa einem Prozent, so Haas.

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