HIV und Tuberkulose

Netzwerk untersucht Zusammenhang

Es sterben immer mehr HIV-infizierte Menschen an Tuberkulose. Mit der Initiative "AITS-AIDS/TB Saar" möchten saarländische Wissenschaftler auf diese Tatsache aufmerksam machen.

Veröffentlicht:

SAARBRÜCKEN. Weltweit sind 34 Millionen Menschen mit HIV infiziert, davon allein 22 Millionen in Afrika. In Deutschland leben derzeit rund 78.000 Infizierte - täglich kommen acht hinzu. Was bislang wenig bekannt ist: Es sterben immer mehr HIV-infizierte Menschen an Tuberkulose.

Auf diese Tatsache möchten saarländische Wissenschaftler mit der Initiative "AITS-AIDS/TB Saar" aufmerksam machen. Ziel ist es, Zusammenhänge besser zu verstehen und neue Therapien zu entwickeln.

Kommt ein HIV-Infizierter mit Tuberkulose-Bakterien in Kontakt, erkrankt er sehr viel häufiger an Tuberkulose als ein Mensch ohne HIV. Der Grund: Das Virus schwächt das Immunsystem des Körpers. Im Gegenzug beschleunigt die Tuberkulose wiederum das Fortschreiten der HIV-Infektion.

Die Situation verschärft sich noch dadurch, dass sich in den letzten Jahren resistente und besonders gefährliche Tuberkulose-Keime entwickelt haben. Die Ursache sind frühzeitig abgebrochene Therapien.

Die multiresistente (MDR-) und die extrem resistente (XDR-) Tuberkulose können mit den üblichen Medikamenten nicht mehr wirksam bekämpft werden. Die fast schon besiegte Lungenkrankheit breitet sich schnell von Osteuropa Richtung Westen aus und wird damit zur ernstzunehmenden Bedrohung.

Deutschland hat schon jetzt die höchste Quote an MDR-Tuberkulose in ganz Westeuropa. Wirksame Medikamente oder Impfstoffe fehlen bisher, denn die Forschung auf diesem Gebiet wurde lange vernachlässigt.

Neue Erkenntnisse durch Wissenstransfer

Saarländische Wissenschaftler wollen jetzt die HIV/Tuberkulose-Wechselwirkungen interdisziplinär erforschen, um die multiresistenten Tuberkulose-Bakterien einzudämmen. Sie haben sich in der Initiative "AITS-AIDS/TB Saar" zusammengeschlossen, um so auch auf das Thema verstärkt aufmerksam zu machen.

"Ziel des Projektes ist es, Fachwissen in nationalen und internationalen Forschungsverbünden zu vernetzen", wird Martina Sester, Professorin an der Universität des Saarlandes und eine der Initiatoren in einer Mitteilung der Universität zitiert.

"Dank dieses Wissenstransfers können wir neue Erkenntnisse gewinnen und mögliche Therapiekonzepte entwickeln - ein entscheidender Schritt im Kampf gegen die tödliche Koinfektion von AIDS und Tuberkulose."

Die Initiative ins Leben gerufen haben Forscher der Universität des Saarlandes und des Fraunhofer-Instituts für Biomedizinische Technik (IBMT). Sie werden unterstützt von der European Research and Project Office GmbH (Eurice).

"AITS-AIDS/TB Saar" wird von der Europäischen Union im Rahmen des Programms "Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE)" und der Staatskanzlei des Saarlandes gefördert. (eb)

Weiterführende Informationen zu AITS: aits-project.eu/

Mehr zum Thema

Multiresistente Tuberkulose

„Spannende Zeiten“ in der Tuberkulose-Therapie

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert

Lesetipps
Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken

Gesundheitsminister Lauterbach hat angekündigt, den Entwurf für die Klinikreform am 8. Mai im Kabinett beraten lassen zu wollen. 

© picture alliance / Geisler-Fotopress

Großes Reformpuzzle

So will Lauterbach den Krankenhaus-Sektor umbauen